![Von Darwin nach Tennant Creek: Endlose Weite](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2024/01/1705561215_Von-Darwin-nach-Tennant-Creek-Endlose-Weite.jpg?resize=700%2C394&ssl=1)
âHier war ich noch nieâ, staunt Mark Webber. Und das will was heiĂen. SchlieĂlich ist der gebĂŒrtige Australier mit Wohnsitz in Monaco weit gereist.
âHier war ich noch nieâ, staunt Mark Webber. Und das will was heiĂen. SchlieĂlich ist der gebĂŒrtige Australier mit Wohnsitz in Monaco weit gereist. SchĂ€tzungsweise 90-mal ist er in seiner Karriere zwischen seiner Heimat und Europa hin- und hergeflogen. Jetzt lehnt der frĂŒhere Formel-1-Fahrer und heutige Porsche-Markenbotschafter lĂ€ssig an einem Taycan in Frozenblue und bewundert den Sonnenuntergang in tiefstem Orange am Strand von Darwin im Norden Australiens.
Die erste Etappe
150.000 Menschen leben in der Stadt. Im gesamten Northern Territory gibt es gerade einmal 250.000 Einwohner â und das Gebiet ist in etwa vier Mal so groĂ wie Deutschland mit seinen mehr als 84 Millionen Einwohnern. Viel Platz fĂŒr vergleichsweise wenig Menschen. Platz, den wir erkunden werden. Darwin ist Ausgangspunkt fĂŒr ein ganz besonderes Vorhaben. Mehrere tausend Kilometer durch den fĂŒnften Kontinent. Von KĂŒste zu KĂŒste. Von Darwin bis Bondi Beach in Sydney. Insgesamt fast 5.000 Kilometer. Rein elektrisch. Mark Webber und der Christophorus begleiten die Crew auf der ersten Etappe bis nach Tennant Creek. Webber wird seine Heimat danach mit anderen Augen sehen. Denn was in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor schon eine Herausforderung ist, wird im Taycan zum ultimativen Abenteuer. Australien ist ElektromobilitĂ€tsneuland und der Ausbau der Ladeinfrastruktur steht noch ganz am Anfang. Und nun geht es mitten durchs Outback in Down Under. SchnellladesĂ€ulen gibt es entlang der Routen kaum. Wir mĂŒssen uns gröĂtenteils auf das langsamere Laden mit Wechselstrom verlassen. Die Ladepunkte bestimmen die Route und damit auch den Zeitplan.
Am Abend findet im Yacht Club von Darwin eine Lagebesprechung statt, um alle Beteiligten an Bord zu holen. Neben der Sache mit dem Laden gilt es vor allem, auf die Reifen zu achten, die der On- und Offroad-Belastung standhalten mĂŒssen. Als Expeditionsfahrzeug kommt ein Taycan 4S Cross Turismo zum Einsatz. Dank Serienfeatures wie groĂer Performance Batterie Plus, Allradantrieb und Luftfahrwerk bietet der bis zu 420 kW (571 PS, Taycan 4S Cross Turismo: Stromverbrauch* kombiniert (WLTP) 24,8 â 21,4 kWh/100 km, COâ-Emissionen* kombiniert (WLTP) 0 g/km, Elektrische Reichweite* kombiniert (WLTP) 415 â 488 km, Elektrische Reichweite* innerorts (WLTP) 517 â 598 km) starke Elektrosportler beste Voraussetzungen. Der ebenfalls serienmĂ€Ăige Gravel Mode verbessert die Schlechtwegetauglichkeit weiter. âIch bin sehr gespannt, was mich hier erwartetâ, meint Webber. âIch fahre gerne lange Touren mit meiner Enduro-Maschine und bin immer auf der Suche nach Inspiration. Durch den Busch habe ich mich allerdings bisher nicht getraut. Da drauĂen ist es menschenleer, teils wirklich lebensfeindlich. Im Falle einer Panne kann es schon mal gefĂ€hrlich werden.â Um auf Nummer sicher zu gehen, ist jede Menge Wasser und Sonnencreme im GepĂ€ck.
Am nĂ€chsten Morgen brechen wir frĂŒh auf Richtung SĂŒden. Die wichtigste StraĂe in dieser Gegend ist der Stuart Highway Nr. 1 â die Lebenslinie des Outbacks. 1940 begannen die Bauarbeiten an der 2.720 Kilometer langen StraĂe. Erst 1987 wurden sie abgeschlossen. Selbst in den 1980er-Jahren bestanden die sĂŒdlichen Abschnitte teilweise noch aus Schotter. Unser erstes Etappenziel nach 223 gefahrenen Kilometern heiĂt Pine Creek. Eine GoldgrĂ€berstadt, die seit den 1890er-Jahren vergeblich auf den nĂ€chsten Rausch wartet. Hinter dem einzigen Hotel im Ort deutet ein kleines blaues Schild der Australian Electric Vehicle Association â kurz AEVA â auf eine öffentliche AC-Ladestation hin. Nach dem AnschlieĂen des Taycan werden wir ĂŒberrascht: Trotz der unscheinbaren Steckdose lĂ€dt der Wagen mit bis zu 22 kW. Gerechnet haben wir mit maximal der HĂ€lfte. Ein Traum.
WĂ€hrend der Taycan lĂ€dt, erkunden wir die Umgebung. Bei einem Bootsausflug auf dem Katherine River schlĂ€ngeln wir uns durch spektakulĂ€re Schluchten und erfahren alles Wissenswerte ĂŒber die Pflanzen und Tiere der Region. Das Terrain wird vor allem von den kleineren SĂŒĂwasser-Krokodilen bejagt. Die gröĂeren und dominanteren Salzwasser-Exemplare werden in riesigen KĂ€figen eingefangen und an passenderer Stelle wieder ausgesetzt. Das gröĂte vom Februar dieses Jahres war fast so lang wie unser Taycan â rund fĂŒnf Meter. Abgerundet wird der Ausflug von einem Dinner an Bord. Serviert wird, wie passend, Krokodil, KĂ€nguru und HĂŒhnchen. Im Sonnenuntergang fliegen tausende FledermĂ€use ĂŒber das Boot â es ist ein Fest fĂŒr die Augen.
Gegen Abend kehren wir in der Cicada Lodge ein, einer kleinen Bungalow-Anlage mit 18 Zimmern und einem Pool. Genau das Richtige nach einem langen Tag bei mehr als 30 Grad Celsius. Der Taycan lĂ€dt neben der Rezeption ĂŒber Nacht mit gemĂŒtlichen 2,3 kW auf 100 Prozent. âIch bin ĂŒberrascht, wie ungeschoren wir hier durchkommenâ, konstatiert Webber. âEs gab bisher kein einziges Problem, geschweige denn eine brenzlige Situation.â
Immer weiter Richtung SĂŒden
Der nĂ€chste Morgen: immer weiter Richtung SĂŒden. Wir steuern Mataranka im Elsey National Park an. Die Bitter Springs taugen mit ihren 34 Grad Celsius Wassertemperatur zwar nicht als AbkĂŒhlung, eine schöne Entspannung ist das Bad in den Thermalquellen aber auf jeden Fall. Unverzichtbares Accessoire scheint die Schwimmnudel zu sein. Jeder hat hier eine unter die Achselhöhlen geklemmt und lĂ€sst sich treiben. WĂ€hrend auch wir uns anpassen, lĂ€dt der Taycan am Campingplatz gegenĂŒber. Wieder mit 22 kW. Die Ladezeit, die wir aufgrund der Angaben in der Plugshare-App erwartet haben, halbiert sich abermals. Der Strom lĂ€uft â und die Reise auch.
Aber warum laden wir immer schneller als angezeigt? Plugshare arbeitet ausschlieĂlich mit Feedback aus der EV-Community. Wo kann ich wie schnell fĂŒr wie viel laden? Nach kurzer Zeit dĂ€mmert es uns: Die meisten anderen E-Fahrzeuge können lediglich mit maximal 11 kW AC laden. Entsprechend wird das auch als maximale Ladeleistung von den anderen Usern angegeben. Da unser Taycan ĂŒber einen AC-Lader mit 22 kW verfĂŒgt, gewinnen wir wĂ€hrend der Mittagspausen knapp 150 Kilometer elektrische Reichweite. So wie auch im Larrimah Hotel and Caravan Park. Auf den kleinen blauen Schildern ist auĂerdem oft der Hinweis zu lesen, dass man vor Ladebeginn dem Betreiber Bescheid geben möge. Aus gutem Grund: Bei dem Ladevorgang hier fliegen bei ein paar anderen Campern die Sicherungen raus. Klimaanlage und Waschmaschine im Wohnwagen plus Taycan ist dann doch etwas zu viel fĂŒr den Trafo.
Der pure Genuss!
Der Stuart Highway ist nicht besonders dicht befahren. Wenn man ein anderes Auto sieht, dann ist es in neun von zehn FĂ€llen ein 4Ă4-Truck mit V8-Aggregat unter der Haube und Caravan am Haken. AllgegenwĂ€rtig sind auch die imposanten Roadtrains. Lkw mit vier oder fĂŒnf AnhĂ€ngern. Maximal erlaubte LĂ€nge: 53,5 Meter. Sie wirken, als bremsten sie fĂŒr nichts und niemanden, und donnern mit 100 km/h ĂŒber den heiĂen Asphalt im Red Centre, wie das Northern Territory auch genannt wird.
![Taycan 4S Cross Turismo, Outback, Australien, 2023, Porsche AG](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2024/01/1705561214_954_Von-Darwin-nach-Tennant-Creek-Endlose-Weite.jpg?w=744&ssl=1)
Am Nachmittag erreichen wir Daly Waters, eine alte Flughafenstadt. Flugzeug- und Autowracks aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts sĂ€umen die StraĂe. Der gesamte Ort wirkt wie ein Freiluftmuseum. Die Unterkunft ist die einfachste auf der ganzen Reise, das Unterhaltungsprogramm das mit Abstand beste. Im Daly Waters Pub gibt der Barbesitzer höchstpersönlich den Alleinunterhalter â samt dressiertem Esel. GĂ€ste aus aller Welt haben in der Bar ErinnerungsstĂŒcke an die Theke, WĂ€nde und Decke getackert. Visitenkarten, alte Geldscheine, Baseballkappen und BĂŒstenhalter in allen Formen und Farben. Ein Ort voller Leben. Zum Dinner gibt es Beef ânâ Barra, die Outbackvariante von Surf ânâ Turf. Rindersteak mit Barramundi, einem lokalen Raubfisch aus der Familie der Riesenbarsche. Der pure Genuss!
Am nĂ€chsten Tag liegen mehr als 400 Kilometer vor uns. Wir kommen gut durch, bei einem Tempolimit von meist 130 km/h wird selten gebremst beziehungsweise rekuperiert. Der Verbrauch pendelt sich bei gut 25 kWh pro 100 Kilometer ein. Geladen wird wieder auf einem Campingplatz, dreiphasig mit bis zu 22 kW. Ankunft in Tennant Creek: Wir checken in der Safari Lodge ein. Ein mehr als ordentliches Motel mit allem Komfort. Am Abend erkunden wir den hiesigen Sporties Club, ein Restaurant mit angeschlossener Spielhalle. Hinter dem Vorhang aus transparenten PVC-Lamellen, der die Hitze drauĂen halten soll, betreten wir eine andere Welt. Das Rallye-Computerspiel mit Sitz, Pedalerie und H-Schaltung ist von 1995. Die Auflösung ist so pixelig, dass man kaum erkennt, welches Auto gerade fĂ€hrt. Eine virtuelle Reise in die Vergangenheit.
In der Gegenwart machen wir uns tags darauf auf zu den Devilâs Marbles. In der Sprache der Aborigines â der indigenen Bevölkerungsgruppe Australiens â wird der Ort âKarlu Karluâ genannt. Eine imposante Felsenlandschaft und heiliges Land. Aborigines glauben, dass allmĂ€chtige Wesen alle natĂŒrlichen Dinge geschaffen und an besonderen Orten wie diesem ihren Geist und damit ihre spirituelle Energie hinterlassen haben. Mit diesen Gedanken staunen wir ĂŒber die auĂergewöhnliche Felsformation â und der Ort bekommt einen beinahe magischen Anstrich.
ZurĂŒck in Tennant Creek geht unsere Reise nach 1.284 Kilometern und 321 nachgeladenen Kilowattstunden zu Ende, verbunden mit dem Ergebnis, dass der Taycan auch Outback kann: Wir hatten kein einziges Mal âReichweitenangstâ. Wo ein Campingplatz, da eine Ladeoption, so lautet die Regel. FĂŒr Strom haben wir insgesamt weniger als umgerechnet 100 Euro bezahlt. Und sonst? Wenn wahnsinnig nette Australier ihren Burger im Diner gerne mit Beilage und Garnitur hĂ€tten, bestellen sie ihn âwith a lotâ und nach der Einladung zum Abendessen sagen sie höflich: âThanks for teaâ. Viele EindrĂŒcke, noch mehr Erkenntnisse. Findet auch Mark Webber, der seine Heimat nochmal neu kennengelernt hat. âDass es im Outback so problemlos mit einem E-Fahrzeug lĂ€uft, hĂ€tte ich nicht gedachtâ, sagt der 47-JĂ€hrige. âUnd neue Inspiration fĂŒr zukĂŒnftige Touren habe ich definitiv gesammelt.â Cheers, mate!
Fotos: Simon Anderson
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