![GT4 e-Performance](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2024/03/1709279107_Mit-dem-GT4-e-Performance-in-die-Zukunft.jpg?resize=700%2C394&ssl=1)
Im Land am Strome ist Klaus Bachler zu Hause â so nennt sich Ăsterreich schon im zweiten Satz seiner Bundeshymne.
Im Land am Strome ist Klaus Bachler zu Hause â so nennt sich Ăsterreich schon im zweiten Satz seiner Bundeshymne. Strom, jener in elektrifizierter Form, ist seit 2020 auch der Treibstoff in einem Teil seines beruflichen Lebens. Denn der Steirer ist als Rennfahrer zwar an bis zu 25 Wochenenden im Jahr im benzingetriebenen GT-Porsche schnell unterwegs, das Wort Privileg betont er aber besonders oft und gern, wenn es darum geht, dass er einer der EntwicklungsÂfahrer des Porsche GT4 e-Performance ist.
Und zwar der, der an einem FrĂŒhlingstag vor knapp drei Jahren Geschichte schrieb, indem Bachler die ersten Meter mit diesem fĂŒr Porsche historischen Rennwagen fuhr. Es ist der erste selbst gebaute reinelektriÂsche Bolide der Historie, der zugleich fĂŒr die Zukunft des Rennsports steht â bezieÂhungsweise: fĂ€hrt.
Aufgeschlossen fĂŒr neue Technologien
Bachler ist 31 â alt genug, um als klassiÂscher Petrolhead sozialisiert worden zu sein, und doch so jung, dass er bei der Frage, ob er je Vorurteile gegenĂŒber der E-MobilitĂ€t gehabt hat, fast entrĂŒstet entgegnet: âIch hatte nie welche, bin neuen Technologien gegenĂŒber immer sehr aufgeschlossen.â
Erst recht, wenn sie so viel Kraft entfalten. â1.088 PS â von null auf 200 km/h in 5,6 Sekunden, bei 100 ist man bereits nach 2,3 Sekunden. Ich denke, das sind Zahlen, die alles sagen.â Fast alles â den Rest soll uns Klaus Bachler erzĂ€hlen, der Mann, der im Inneren dieses Prototyps seinen ArbeitsÂplatz hat.
Was ist denn der gröĂte Unterschied zum Verbrenner-Porsche? âGanz klar: die LeisÂtung. Sie ist phĂ€nomenal. Und dann ist da dieses Ansprechverhalten. Der Elektromotor geht natĂŒrlich von unten raus sofort, er hat ein extrem hohes Drehmoment. So viel LeisÂtung in Kombination mit dem Allrad â da muss man auch seinen Fahrstil anpassen.â
![GT4 e-Performance, 2024, Porsche AG](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2024/03/1709279106_685_Mit-dem-GT4-e-Performance-in-die-Zukunft.jpg?w=744&ssl=1)
Also bitten wir den Piloten zur Stil-Frage. Wie fĂ€hrt man dieses elektrische GerĂ€t? âDa muss man klar unterscheiden: FĂ€hrt man jetzt eine Zeitrunde mit maximaler Leistung, also mit den ganzen 1.088 PS â oder ein Rennen? Beim Quali-Run mit so viel Leistung ist es wichtig, dass man das Auto so schnell wie möglich geradestellt â das muss bereits am Apex sein, damit man an das Gas kommt. Die gute Rundenzeit holt man immer am Exit. Das bedeutet: Die Zeit davor, in der sich das Auto in der Kurve dreht, die muss so gering wie möglich sein.â
Daher gilt: Im Quali-Mode kann und muss man sehr aggressiv abstimmen, damit man das Auto auf der Bremse so schnell wie möglich gedreht bekommt. âIm Renn-Trimm aber haben wir klar weniger Leistung, aber immer noch sehr viel â 450 Kilowatt. Doch in dieser Phase sind sowohl der Fahrstil als auch das Set-up jenen wesentlich nĂ€her, die man mit einem Verbrenner-Motor hat.â
âMan muss sich erstmal an die Leistung gewöhnenâ
Was werden begabte Amateure mit diesen RennÂautos beachten mĂŒssen? âDas Erste ist klar: Man muss sich einmal an die Leistung gewöhnen. Wir haben eine Beschleunigung â die ist so imposant, dass sie selbst einen Profi mehr als nur beeindruckt. Die gute Nachricht ist aber: Wenn man das einfach oft genug gemacht und erlebt hat, dann ist dieser GT4 e-Performance relativ einfach zu fahren und gut zu kontrollieren.â
![Klaus Bachler (r), GT4 e-Performance, 2024, Porsche AG](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2024/03/1709279106_253_Mit-dem-GT4-e-Performance-in-die-Zukunft.jpg?w=744&ssl=1)
Auch in den Rennen. Aber wie wird sich deren Charakter verĂ€ndern, wenn alle Autos geladen statt getankt sind? âDas können wirâ â so Bachler offen â âim Moment noch nicht definitiv sagen. Bislang arbeiten wir ja nur mit diesem einen Prototyp. Noch konnÂten wir nicht zwei GT4 e-Performance eng und im Duell gegeneinander fahren, um die Auswirkungen im Detail und konkret zu erleÂben. Aber ich denke, es wird im Rennen kein groĂer Unterschied sein zu Rennen mit benÂzingetriebenen GT-Rennfahrzeugen wie dem RSR.â Denn: âDie Wahrheit ist simpel: Jeder will entweder als Erster in die Kurve rein oder als Erster raus. Die Art des Antriebs wird die Art der ZweikĂ€mpfe nicht dramatisch Ă€ndern, das reduziert sich alles wieder auf das Pure, das UrsprĂŒngliche am Rennfahrer-Sein.â
Wann werden wir dieses Auto im Renneinsatz sehen?
Der EntwickÂlungsfahrer ist nicht der, der das beurteilen kann oder will: âUnser Job war es, einen ProÂtotyp auf die Rennstrecke zu bekommen, der funktioniert. Nun wird man sehen, was man kĂŒnftig mit diesen Autos machen kann.
Entweder man formt einen Markenpokal im Stil der erfolgreichen Beispiele Supercup und Carrera-Cup, oder es gibt bald auch genĂŒgend andere Hersteller, die Ă€hnliche Rennwagen entwickeln. Das wĂŒrde uns die Chance geben, auch gegen andere PrototyÂpen zu fahren.â
Wobei die Möglichkeiten des Rennautos auch ĂŒber die Rundstrecke hinausgehen â wer wĂŒrde solche Boliden wie den GT4 e-Performance nicht etwa gerne bei Bergrennen sehen?
Alle Racer-Sinne wecken
Wichtig ist es, gerade im Bereich KundenÂsport, ein Auto zu bauen, das auch freundÂlich zum Benutzer ist. âIch war von Anfang an dabei bei der Entwicklung, und es war sehr intensiv. Und auch: sehr interessant, sehr komplex, auch sehr anders als beim Testen eines Rennwagens mit einem herÂkömmlichen Antrieb.â
Doch es hat sich gelohnt: âJetzt haben wir ein Auto, das zum einen gut fĂ€hrt und zum anderen gut fahrbar ist â was wichtig ist fĂŒr die, die in Zukunft solche Autos bewegen werden und die das Rennfahren damit genieĂen wollen. Ein Auto, das durch die intensive BeschleuniÂgung alle Racer-Sinne weckt, das einen aber auch nicht ĂŒberfordert.â FĂŒr diesen Fakt hat Bachler nun erste ZeuÂgen. Im Rahmen der Rennsport Academy am Red Bull Ring hatten die Teilnehmer, alle selbst angehende Rennfahrer, die MöglichÂkeit, in Bachlers GT4 e-Performance mitÂzufahren.
Das Feedback: âSie waren durch die Bank begeistert, vor allem von der Beschleunigung und der Performance. Sie sind aber nicht nur von der puren Kraft beeindruckt, sondern speziell auch davon, wie gut er auf der StraĂe liegt. Trotz des Mehrgewichtes durch die Batterien ist die Kurvenfahrt toll, ebenso ist das Handling in den Schikanen echt imposant.â
Sagt der Rennfahrer, der jahrelang auf der Nordschleife den VLN-Rundenrekord hielt, der in Spa gewonnen hat und von Le Mans bis Daytona Tausende Male die schönsten und geschichtstrĂ€chtigsten Rennstrecken der Welt umkurvt hat. Und der nun als einer der Ersten weiĂ, wie dynamisch der RennÂsport in seine Zukunft beschleunigt. Mit 1.088 PS und unter Strom.
Text erstmals veröffentlicht im Porsche Magazin STORIES.
Autor: Gerald Enzinger
Fotos: DNA Photographers
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