Der neue Porsche Macan kommt – mit geschĂ€rftem Design

Porsche Macan

Kurz vor der Weltpremiere des neuen Porsche Macan spricht Michael Mauer ĂŒber die Herausforderung, das bekannte Design des erfolgreichen SUV weiterzuentwickeln.

Kurz vor der Weltpremiere des neuen Porsche Macan spricht Michael Mauer ĂŒber die Herausforderung, das bekannte Design des erfolgreichen SUV weiterzuentwickeln. „Der neue Macan ist das erste Modell, das wir aus einer bestehenden, etablierten ProduktidentitĂ€t heraus elektrifizieren“, sagte der Leiter von Style Porsche. FĂŒr ihn muss „jeder neue Sportwagen ganz klar als Teil der Porsche-Produktfamilie und jeweiliges Modell zu erkennen sein, muss jedoch auch als ,der neue‘ wahrgenommen werden“. FĂŒr die Marke Porsche sei diese Ă€sthetische Konsistenz sehr wichtig. Dabei genau die richtige Balance zwischen „typisch Porsche“ und „innovativ“ zu finden, sei eine teils schwierige Aufgabe, so der Designer.

Neuer Antrieb bietet Freiheitsgrade und Herausforderungen zugleich

Der Wechsel vom Verbrennungsmotor zum rein elektrischen Antrieb im Macan war fĂŒr das Team von Style Porsche sowohl Herausforderung als auch Chance.

Herr Mauer, mit dem neuen Macan startet Porsche mit einem ganz besonderen Highlight ins neue Jahr. Wie gehen Sie als Designer die Aufgabe an, den ersten vollelektrische Macan zu designen?

Michael Mauer: Bevor wir konkret ĂŒber die Ausgestaltung nachdenken, spielt der strategische Ansatz im Design eine entscheidende Rolle. Was macht das Modell aus? Wie sehen VorgĂ€nger-Generationen aus? Beim neuen Macan war das eine besonders spannende Aufgabe. Den ersten Macan haben wir in 2013 prĂ€sentiert und das Modell seither behutsam, aber konsequent weiterentwickelt. Damit besitzt der Macan ganz allgemein gesprochen bereits eine international etablierte ProduktidentitĂ€t. Bei jeder neuen Generation ist es unsere Aufgabe, die richtige Balance zwischen bekannten Designmerkmalen und neuen Elementen zu finden. Konkret: Jeder neue Sportwagen muss ganz klar als Teil der Porsche Produktfamilie und jeweiliges Modell zu erkennen sein, muss jedoch auch als „der neue“ wahrgenommen werden. FĂŒr unsere Marke ist diese Ă€sthetische Konsistenz extrem wichtig. Der neue Macan ist zudem das erste Modell, das wir aus einer bestehenden, etablierten ProduktidentitĂ€t heraus elektrifizieren. Also stellt sich die Frage: Wie „neu“ muss der „Neue“ sein – was ist zuviel, was gerade genau richtig?

Wie gelingt es, die Balance zu finden? An welchen Parametern lÀsst sich erkennen, ob das Modell bei den Kunden gut ankommen wird?

Mauer: Das ist generell eine schwierige Frage – der Designprozess liegt Jahre vor der MarkteinfĂŒhrung. Streng rationale Parameter, nach denen wir die AttraktivitĂ€t eines Modells in der Zukunft bewerten können, gibt es nicht. Auf Markenebene haben wir mit den Porsche Designprinzipien eine Art Leitlinie definiert, die uns in der tĂ€glichen Arbeit an den Modellen hilft, die Gestaltung an unseren strategischen Zielen auszurichten. FĂŒr die Marke Porsche haben wir mit den Begriffen Focus, Tension und Purpose drei SchlĂŒsselbegriffe gewĂ€hlt, die den Charakter der Marke beschreiben. Etwas vereinfacht ausgedrĂŒckt könnte man sagen: Diese SchlĂŒsselworte beschreiben, was ein Produkt der Marke Porsche ausmacht – was es fĂŒr den Kunden als „typische Porsche“ erlebbar werden lĂ€sst.


Porsche Macan Designskizze, 2024, Porsche AG

Wie sind diese entstanden? Wie finden Sie konkret Anwendung?

Mauer: Etwas ĂŒberspitzt wĂŒrde ich sagen, die Entstehung oder besser gesagt Definition der Begriffe war fast wichtiger als die Begriffe selbst. Die Aufgabenstellung, exakt drei Begriffe zu finden, ist weit komplexer als es klingt. Auch hier gilt: Ohne Teamwork ist dies nicht machbar. Der Austausch und die damit verbundene Auseinandersetzung mit den Attributen der Marke war und ist fĂŒr das gesamte Designteam eine sehr wertvolle Aufgabe. Die konkrete Anwendung zu benennen ist vielfĂ€ltig: Zum einem nutzen uns die Begriffe als eine Art Kompass um sicher zu stellen, dass wir auch beim Blick in die Zukunft die Essenz der Marke nicht aus den Augen verlieren. Zum anderen dienen sie als Entscheidungshilfe, welche AnsĂ€tze wir in einer frĂŒhen Konzeptphase weiter verfolgen.

Können Sie ein konkretes Beispiel fĂŒr die Umsetzung eines SchlĂŒsselbegriffs benennen?

Mauer: Am Beispiel „Focus“ lĂ€sst sich das gut erklĂ€ren. Bezogen auf das Interieur bedeutet Fokus, dass in einem Porsche-Sportwagen immer der Fahrer stark im Zentrum steht. Konkret: Alle fĂŒr den Fahrer wichtigen Komponenten sind in seinem direkten Zugriff um ihn herum angeordnet. Mit dem sogenannten Curved Display gehen wir noch einen Schritt weiter: Durch das freischwebende Display-Element in einer fĂŒr den Fahrer idealen, leicht gebogenen Form richten wir dieses zentrale Instrument noch konsequenter am Fahrer aus.  Zudem haben wir eine Art „Minimalmodus“ im Kombiinstrument geschaffen. Damit kann der Fahrer auf Wunsch nur die Elemente wĂ€hlen, die fĂŒr die Fahrt zwingend notwendig sind. Sozusagen die Fokussierung auf das absolut nötige.

In einer neuen vierteiligen Serie erkunden Marc Fornes sowie Leiter Style Porsche Michael Mauer die zahlreichen Parallelen im Vorfeld eines ganz besonderen Moments in der Porsche-Produkthistorie.

Wie stark spielen international unterschiedliche Vorlieben und Trends im Designprozess eine Rolle?

Mauer: Generell bin ich der Meinung, dass auch hier die richtige Balance fĂŒr eine stark etablierte Marke wie Porsche ganz entscheidend ist. Eine Marke mit prĂ€gnanter IdentitĂ€t lebt auch davon, nicht jeden Trend hinterher zu laufen. Manchmal ist es die bessere Strategie, nicht immer mit allen Themen der erste zu sein. Es geht darum, Trends und EinflĂŒsse zu hinterfragen und kritisch zu prĂŒfen, ob sie zur Marke passen. Nur so gelingt es uns, unsere einzigartige IdentitĂ€t langfristig zu sichern. Das gilt auch beim Blick in die MĂ€rkte. Ein Beispiel: Im asiatischen Raum spielen digitale Elemente im Auto eine sehr wichtige Rolle – das Design ist insgesamt aus europĂ€ischer Sicht verspielter. Was bedeutet das fĂŒr Porsche? Die Konsequenz ist, dass wir uns diese BedĂŒrfnisse sehr genau anschauen. Dennoch bin ich ĂŒberzeugt, dass weltweit Porsche gerade wegen der klaren Marken-DNA mit langer Historie und dem – wie ich es nenne „konsistenten Lebenslauf“ – so beliebt ist.

Besteht damit die Gefahr, vielleicht irgendwann als altmodisch und nicht mehr zeitgemĂ€ĂŸ wahrgenommen zu werden?

Mauer: Ganz sicher! Genau die richtige Balance zwischen „typisch Porsche“ und „innovativ“ zu finden, ist eine teils schwierige Aufgabe. Dieser Herausforderung tragen wir auch strukturell Rechnung. Das Design eines Fahrzeugs stammt nie komplett aus der Feder eines einzelnen Designers. Design ist Teamwork und lebt stark vom Austausch verschiedener Ideen. Bei Porsche haben wir ganz bewusst den kreativen Freiraum geschaffen, fernab von der Arbeit an konkreten Modellen ĂŒber zukĂŒnftige AnsĂ€tze und AusprĂ€gungen einzelner Designelemente nachzudenken. So stellen wir sicher, dass unabhĂ€ngig vom Serienprozess kreative Ideen entstehen können. Nicht selten fließen diese spĂ€ter tatsĂ€chlich in Serienfahrzeuge ein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zusammensetzung des Teams. Wir kombinieren bewusst sehr erfahrene Designer mit den „jungen Wilden“ – aus diesem Austausch entstehen meist super spannende AnsĂ€tze. Insgesamt beschĂ€ftigen wir rund 200 Designmitarbeiter.


Michael Mauer, Leiter Style Porsche, 2024, Porsche AG

Welchen Einfluss haben die neuen technischen Komponenten im Designprozess?

Mauer: GrundsĂ€tzlich sind die technischen Voraussetzungen des Autos immer ganz entscheidend. Das fĂ€ngt bereits in einer sehr frĂŒhen Phase mit dem Packaging an – also mit der Anordnung verschiedener Komponenten im Auto. Das Packaging ist fĂŒr die grundsĂ€tzliche Proportion entscheidend – die Porsche-typische Flyline wĂ€re nicht mit jeder Anordnung umsetzbar. Der elektrische Antrieb bietet hier neue Freiheitsgrade und Herausforderungen zugleich: der Wegfall des massiven Motorblocks erlaubt uns eine stĂ€rkere AusprĂ€gung der typischen Topografie auf der Fronthaube. Zugleich benötigt die nach wie vor recht massive Batterie viel Platz und wĂŒrde ggf. das prĂ€gende Breiten-HöhenverhĂ€ltnis stören. NatĂŒrlich spielt auch die Aerodynamik in Bezug auf die Reichweite bei einem elektrischen Sportwagen eine große Rolle. GrundsĂ€tzlich ist das fĂŒr uns aber keine gĂ€nzlich unbekannte Situation: Neben einer neuen Antriebsform sind wir konstant mit Anforderungen konfrontiert, die unser Design beeinflussen. Beispiele sind gestiegen Crash-Anforderungen oder EinschrĂ€nkungen in Bezug auf die ZulassungsfĂ€higkeit einzelner Elemente wie beispielsweise die Gestaltung von Front- und Heckleuchten.

Konkret auf den neuen, vollelektrische Macan bezogen: Wie wichtig ist die Visualisierung des elektrischen Antriebs im Design?

Mauer: Generell haben wir uns bei Porsche entschieden, die elektrischen Modelle formal nicht völlig von den Verbrenner-Sportwagen zu unterscheiden. Porsche bleibt Porsche – auch ein elektrischer Porsche ist der Sportwagen im Segment. Aus diesem Gedanken heraus ist es logisch, dass wir unsere etablierte Porsche Design-DNA nicht aufgeben. Ohne zu viel zu den Details zu verraten: Auch der neue, elektrische Macan ist auf den ersten Blick ganz klar als Porsche und als Macan zu erkennen. Ich wĂŒrde sagen: Wir haben die Proportion, die den Sportwagen in diesem Segment fĂŒr Porsche definiert, grundsĂ€tzlich beibehalten. Sowohl im Interieur als auch Exterieur ist das Design weiter geschĂ€rft – der neue wirkt noch sportlicher und dynamischer. Der Fahrspaß spiegelt sich definitiv im Design wider.

ĂŒbermittelt durch Porsche

 

Das könnte Sie auch interessieren: