Azubi-Projekt bei Audi Neckarsulm: NSU Prinz mit e-tron Power

Azubi-Projekt NSU Prinz

„Wir wollten ein Auto bauen, das nicht nur schnell ist und cool aussieht, sondern auch zur 150-Jahrfeier am Standort passt.“

„Wir wollten ein Auto bauen, das nicht nur schnell ist und cool aussieht, sondern auch zur 150-Jahrfeier am Standort passt“, erzĂ€hlt Dean Scheuffler, Auszubildender zum Kfz-Mechatroniker bei Audi in Neckarsulm. Der perfekte Ausgangspunkt dafĂŒr: ein NSU Prinz 4 aus dem Baujahr 1971, der bis Januar 2023 lange Jahre stillgelegt war. Diesen „Prinzen“ haben die Azubis aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und ihn mit einem neuen Hochspannungs-Herz wiederbelebt.

Doch vom Projektstart im Januar bis zur feierlichen PrĂ€sentation auf dem Familientag war es ein weiter Weg. In zahlreichen Teambesprechungen tauschten sich Azubis, Trainer und Projektleitung ĂŒber den Status des Projekts, aktuelle Herausforderungen sowie die nĂ€chsten Schritte aus. ZunĂ€chst galt es, eine solide Basis fĂŒr die spĂ€teren Umbauten zu schaffen. Mizgar Doman Hassan, Auszubildender zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker erinnert sich: „Als wir das Auto bekommen haben, hatte die Karosserie mehrere Roststellen. Diese haben wir als erstes in Ordnung gebracht.“

Der Antrieb: elektrisierend und emissionsfrei

WĂ€hrend sich die angehenden Karosserie- und Lack-Fachleute um das Chassis und die Außenhaut des Klassikers kĂŒmmerten, nahmen sich die kĂŒnftigen Kfz-Mechatroniker Antrieb, Batterie und Fahrwerk an.

Im Heck des „Prinzen“, wo frĂŒher ein Zweizylinder-Benziner mit 30 PS (22 kW) seine Arbeit verrichtete, findet sich nun eine E-Maschine mit 240 PS (176 kW). Sie stammt aus einem Audi e-tron von 2020. Gespeist wird die Maschine von einer Batterie aus dem Plug-In-Hybrid Audi Q7 TFSI e quattro.

Diese sitzt unter der Fronthaube, wo der NSU Prinz einst seinen Kraftstofftank hatte. KĂŒhlende Luft atmet der Schnellstromer durch einen breiten Lufteinlass unten in der Stoßstange ein und durch eine ĂŒppig dimensionierte Öffnung in der Fronthaube wieder aus. Auch die Heckklappe verbessert die KĂŒhlung und lĂ€sst sich in halbgeöffneter Position befestigen. So offenbart sie nicht nur die elektrische Kraftzentrale, sondern erinnert auch an historische Rennfahrzeuge auf Basis des sportlichen NSU Prinz 1000. Wo damals meist eine Reihe offener Vergasertrichter die sportlichen Intentionen dieser Autos verriet, ist beim EP4 heute die E-Maschine zu sehen.

Das Exterieur: athletisch und historisch

FĂŒr die Azubis war klar: Dass ihr EP4 sein Leben als NSU Prinz begann, sollte er mit Stolz zeigen. Zu den historischen Merkmalen gehören deshalb nicht nur die Front- und Heckleuchten. Die Karosserie aus den 1970er Jahren behielt auch ihre charakteristische Schulter- und Dachlinie. Die Azubis befreiten das Blechkleid von Rost und lackierten es in den Audi-Farben Suzukagrau und Brilliantschwarz. Auf der Seite des Fahrzeugs sind Akzente wie der JubilĂ€umsschriftzug „150“ aufgebracht.

Der große Leistungssprung erforderte umfangreiche VerĂ€nderungen am und unter dem Blech. Ein modifizierter Unterbau aus einem Audi A1 inklusive Bremsen und Achsen bildet die Basis. Ihm haben die Azubis die umfassend modifizierte und deutlich verbreiterte Karosserie aufgesetzt. UnĂŒbersehbar athletisch sind die muskulösen KotflĂŒgel. Diese haben die Azubis mit UnterstĂŒtzung des Audi Designs entworfen und per 3D-Druck RealitĂ€t werden lassen. Darunter finden breite RĂ€der Platz. Dank moderner Performancereifen sorgen sie beim Beschleunigen und auf sportlicher Kurvenfahrt fĂŒr den nötigen Grip.

„Das Auge fĂ€hrt mit! Wir wollten daher, dass man dem EP4 seine Performance aus jedem Blickwinkel ansieht“, erlĂ€utert Cynthia Huster, Auszubildende zur Lackiererin. DafĂŒr steht insbesondere der in Signalgelb lackierte HeckflĂŒgel, der dem EP4 eine besonders dynamische Optik verleiht. Die Besonderheit: Er ist nicht wie bei anderen Fahrzeugen an der Außenhaut, sondern am ÜberrollkĂ€fig befestigt. Seine StĂŒtzen gehen daher durch die Heckscheibe.

Das Interieur: rennsportlich und minimalistisch

Im Innenraum setzt der ÜberrollkĂ€fig in der Farbe Signalgelb auffĂ€llige Akzente. Abgesehen davon geht es Motorsport-typisch reduziert zu; alle anderen lackierten OberflĂ€chen im Inneren sind schwarz. Die Insassen nehmen auf Sitzen des Typs „Recaro Podium“ Platz.

Die Aufgabe der Instrumente und Anzeigen ĂŒbernimmt ein Einplatinencomputer samt dazugehörigem Bildschirm. Zugleich dient er als Tacho und Bordcomputer des Fahrzeugs und ĂŒbernimmt Diagnoseaufgaben.

Talente arbeiten mit Leidenschaft und Zukunftstechnologie

Bei allen Arbeitsschritten setzten die Azubis das in der Ausbildung erworbene Wissen praktisch ein. Timo Engler, Leiter Ausbildung Fahrzeugtechnik/Logistik, erlĂ€utert: „Das Projekt gibt unseren Auszubildenden die Chance, ganz frei mit verschiedenen Techniken und Materialien zu arbeiten.“ So brachten sie neben dem Elektroantrieb mit dem 3D-Druck eine zweite Zukunftstechnologie zum Einsatz. Hinzu kam Carbonfaser – bekannt aus dem Motorsport – fĂŒr die Frontklappe.

Doch nicht nur handwerklich haben die Azubis einiges dazugelernt. Engler: „Beim EP4 war nicht nur die Vision, sondern auch die Zeitplanung sehr ambitioniert. Es ist toll zu sehen, wie die NachwuchskrĂ€fte an ihrer Aufgabe gewachsen sind und welchen Entwicklungssprung sie dabei als Team gemacht haben.“

Nicht zuletzt konnten sich die Azubis jederzeit Tipps und UnterstĂŒtzung von der Technischen Entwicklung holen. Ganz automatisch lernten sie so viel ĂŒber die Prozesse bei Audi sowie verschiedene Ansprechpartner_innen in anderen Unternehmensbereichen kennen.

Geschichte trifft Zukunft

Ob als Symbole des Wirtschaftswunders oder als Rennwagen, die noch immer bei Bergrennen Erfolge feiern: NSU-Fahrzeuge haben Geschichte geschrieben und begeistern Autofans bis heute. Mit seinem Charme und seinem elektrischen Antriebsstrang weckt der EP4 Vorfreude auf die kommenden vollelektrischen Kapitel in der Geschichte des Audi‑Standorts Neckarsulm.

Audi-Personalvorstand Xavier Ros zeigte sich begeistert von dem besonderen Projekt. „Mit tollem Engagement und viel KreativitĂ€t haben unsere Auszubildenden ein großartiges Fahrzeug umgesetzt. Auf dieses Ergebnis können sie wirklich stolz sein“, sagte Ros. Und weiter: „Solche Projekte zeigen, dass unser Unternehmen mit seinen NachwuchskrĂ€ften eine starke Zukunft hat.“

ĂŒbermittelt durch Audi

 

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