Zwei von Drei

Greg O’Keefe zieht an seiner Zigarette und denkt kurz nach. „Mehr als 50 Porsche 356 habe ich bestimmt in den Fingern gehabt”, sagt er trocken und drĂŒckt langsam den Rauch aus seinen Lungen.

Greg O’Keefe zieht an seiner Zigarette und denkt kurz nach. „Mehr als 50 Porsche 356 habe ich bestimmt in den Fingern gehabt”, sagt er trocken und drĂŒckt langsam den Rauch aus seinen Lungen. Die Lust an der Stuttgarter Marke wurde durch seinen Lehrer, der ein 356C CoupĂ© fuhr, mehr oder minder provoziert. „Ich habe mich aber auch in die formvollendete Karosserie verliebt”, stellt er klar. „Mein Lehrer sagte, dass ich nie einen Porsche besitzen werde.” Gregs Noten ließen nĂ€mlich zu wĂŒnschenÂ ĂŒbrig. Angespornt von der fiesen Aussage, wurde er zwar nicht Klassenbester. Aber das Geld, um sich seinen Porsche kaufen zu können, hatte er dennoch frĂŒh beisammen. 1971, mit 17 Jahren, hatte er so viele Porsche-Teile verhökert, dass er sich ein 356A CoupĂ© aus dem Jahr 1959 fĂŒr schlappe 400 Aussi-Dollar (etwa 450 US-Dollar) leisten konnte. Traum Nummer 1 war erfĂŒllt; und seine Sammelwut entfacht.

Dem 356C Coupé folgte ein 356 Cabriolet

Greg wurde tatsĂ€chlich „nur” BrĂŒckenbauer. Ein mies bezahlter Knochenjob – so, wie es ihm prophezeit wurde. Doch Cleverness schlĂ€gt langfristig schlechte Schulnoten. Greg brachte sein CoupĂ© auf Vordermann und verkaufte es mit Gewinn. DafĂŒr gab’s als NĂ€chstes ein 356 Cabriolet. 160.000 Kilometer fuhr er dieses. Das GeschĂ€ft mit den LuftgekĂŒhlten lief immer besser, und Greg kaufte und verkaufte fast im Monatsrhythmus. Es war ebenfalls 1971, als er das Split-Screen-CoupĂ© mit der Fahrgestellnummer 11186 zum ersten Mal sah. „Es war blassgelb und stand einfach in diesem Sammlerschuppen rum”, erinnert er sich.

Dabei war das der dritte rechtsgelenkte Porsche ĂŒberhaupt und der dritte Porsche, der von Deutschland nach Australien reisen durfte – im Februar 1952. „Den wollte ich haben.” Der Besitzer ließ sich 24 Jahre beknien, bevor Greg kaufen durfte. „Das CoupĂ© war so gut, dass ich lediglich den Motor in den Originalzustand versetzte und es in der Ursprungsfarbe lackierte: Radium-GrĂŒn, Code 510.” Der 356 steht seitdem in seiner unscheinbaren Garage in Melbourne – wenn er nicht gerade mit ihm on the road ist. 120.000 Kilometer zeigt sein Tacho heute an. „Der Wagen war weniger als 20 Jahre seines Lebens unterwegs”, erklĂ€rt O’Keefe. „Er ist also gerade erst eingefahren!”

Greg O’Keefe im allerersten produzierten 356-Rechtslenker

Wenn man nun denkt: Wow, was fĂŒr eine Geschichte, legt Greg nach. Denn der Garagenkumpel des CoupĂ©s ist tatsĂ€chlich der allererste 356-Rechtslenker, der produziert wurde. Das im Juli 1951 im Werk Stuttgart gefertigte silbergrau lackierte Cabrio mit blauem Lederinterieur (Fahrgestellnummer 10110) wurde auf Achse mit Zollkennzeichen nach Genua gefahren und im Duett mit einem burgundroten CoupĂ© nach Australien verschifft. Norman Hamilton, Unternehmer aus Melbourne und erster Porsche-HĂ€ndler Australiens, importierte die beiden Geschwister und machte Australien zum ersten Porsche-Rechtslenker-Markt der Erde. Dass Greg O’Keefe zwei der ersten drei australischen Porsche besitzt, macht ihn stolz, und er sagt mit Blick auf das CoupĂ©: „Zusammen haben wir das Leben gelebt!”, zieht dabei an seiner Kippe und nippt an der DiĂ€t-Kola-Flasche.

 

Text erstmalig erschienen im Magazin Porsche Klassik „Sonderausgabe 70 Jahre Porsche Sportwagen”.

Text Michael Browning, Michael Blumenstein // Foto Michael Browning

ĂŒbermittelt durch Porsche

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