![âVan Lifeâ im Porsche Cayenne](https://i0.wp.com/www.meinmobilemagazin.de/wp-content/uploads/2021/10/âVan-Life-im-Porsche-Cayenne.jpeg?resize=700%2C394&ssl=1)
Im Jahr 2021 traf Harrison Schoen eine Entscheidung. Nachdem er sein Haus aufgegeben hatte, verstaute er ein paar Habseligkeiten in seinem Porsche Cayenne.
Im FrĂŒhjahr 2021 traf Harrison Schoen eine Entscheidung, die auf den ersten Blick seltsam erscheinen mag. Nachdem er sein gemietetes Haus in Salt Lake City aufgegeben hatte, verstaute er ein paar Habseligkeiten in seinem meilenerprobten Porsche Cayenne, Baujahr 2008, und betrachtete diesen von nun an als sein âHeimâ.
Schoen, geboren und aufgewachsen in St Louis, Missouri, ging mit 18 zur Marine, war dort in verschiedenen Funktionen tĂ€tig und zog schlieĂlich nach San Diego, zur Basis der Pazifikflotte. Nach seiner Entlassung aus dem MilitĂ€rdienst brach er ins Inland auf, nach Salt Lake City, Utah, wo er mit verschiedenen Jobs seinen Lebensunterhalt verdiente. Eineinhalb Jahre spĂ€ter entschied er sich fĂŒr einen drastischen Richtungswechsel.
âIn der Navy, bei meinem Leben auf einem FlugzeugtrĂ€ger, habe ich gelernt, mit wenig auszukommen. Nach meiner Entlassung zog ich in ein Haus mit zwei Zimmern, und es dauerte nicht lange, bis ich in die Garage umzog und die beiden Zimmer vermietete, sodass ich praktisch kostenlos wohnte. Aber nach einiger Zeit hatte ich genug davon, mich mit anderen Dingen beschĂ€ftigen zu mĂŒssen, statt einfach mein Leben zu leben.â
âMir wurde klar, wie kurz das Leben istâ
Es ist 9 Uhr morgens in Utah, und Schoen spricht aus seinem Cayenne, wo er gerade beim FrĂŒhstĂŒck sitzt. Sein ursprĂŒnglicher Plan war eigentlich, ins Ausland zu reisen, erklĂ€rt er, wobei er zunĂ€chst Thailand ins Auge gefasst hatte. Die COVID-Pandemie setzte seinen internationalen âFluchtplĂ€nenâ zwar ein jĂ€hes Ende, brachte Schoen aber auch auf den Gedanken, das Beste aus dem Hier und Jetzt zu machen. âMir wurde klar, wie kurz das Leben istâ, meint der 24-JĂ€hrige, âund wenn mir die Möglichkeit offensteht, stĂ€ndig unterwegs zu sein und dabei mein Leben zu bestreiten, dann sollte ich das tun, wĂ€hrend ich noch jung und körperlich dazu in der Lage bin, statt mein ganzes Leben lang zu arbeiten, in Rente zu gehen und dann zu versuchen, die Welt zu genieĂen.â
Diese Einstellung wird nach den Erfahrungen der vergangenen 18 Monate bei vielen Anklang finden, und Schoens Abenteuer, vor gerade einmal vier Monaten begonnen, begeistert schon jetzt eine wachsende Zahl von Followern in den sozialen Medien. Die Posts offenbaren eine Mischung von romantischer Weltflucht und echtem Verzicht. Der Cayenne, obwohl aus traditioneller Sicht ein Luxuswagen, wĂ€re fĂŒr die meisten Leute wohl nicht das bevorzugte Wohnmobil, aber Schoen entdeckte ihn eines Abends in den Internetangeboten, und am nĂ€chsten Morgen war er der neue Besitzer.
Schoen machte sich ohne Zögern an den Umbau. Dazu gehörten ein 3-Zoll-Lift-Kit, obere Rohrquerlenker, neue untere Querlenker mit Kunststoffbuchsen an der Vorderachse und 18-Zoll-Felgen mit imposanten 33 x 12,5 Zoll groĂen GelĂ€ndereifen. Dazu montierte er einen DachgepĂ€cktrĂ€ger fĂŒr eine Dachbox, ein Vordach und Spotlights, und er baute die HeckstoĂstange ab, um den Wegfahrwinkel zu vergröĂern.
Eine weitere wichtige Entscheidung beim Umbau des Cayenne war, statt eines Dachzelts eine Schlafpritsche einzubauen. Zu diesem Entschluss trug nicht nur die Tatsache bei, dass ein Dachzelt den Fahrer auf bestimmte CampingplÀtze beschrÀnkt, sondern auch, dass der Schwerpunkt dadurch betrÀchtlich angehoben wird, was das Fahren in schwierigem GelÀnde behindert.
Den Strand in Oregon entlangfahren
Schoen lebt nun schon seit Mai in seinem Cayenne, kocht auf einem Campingkocher und wĂ€scht sich unter einer am Dach montierten Dusche. Er hat bereits einige der schwierigsten Touren in den westlichen US-Bundesstaaten absolviert und sich das Ziel gesetzt, jeden Nationalpark in den USA zu besuchen und es sogar bis nach Alaska zu schaffen. Dabei will er jeden Reiseabschnitt ĂŒber die sozialen Medien und Youtube dokumentieren. âMein schönstes Erlebnis bisher war, den Strand in Oregon entlangzufahrenâ, erzĂ€hlt er. âIch kam morgens um sechs an, und der ganze Strand lag im Nebel. Ich war noch nie zuvor auf einem Strand gefahren, und das war einfach ein fantastisches Erlebnis. AuĂerdem entstanden dabei die bisher coolsten Fotos von dem Wagen.â
Schoen hat die beeindruckende Zahl von 32.000 Kilometern in seinem Cayenne zurĂŒckgelegt, seit er ihn im Februar kaufte, und bis jetzt ist fĂŒr ihn noch kein Ende des Abenteuers in Sicht. âMir macht das Reisen im Moment wirklich Freudeâ, meint er. âEiner der BeweggrĂŒnde war, etwas anderes zu machen als alle anderen Leute. Die Marine hat mich auf mein jetziges Leben gut vorbereitet, das heiĂt, sowohl auf kleinem Raum zu leben, als auch auf die Abgeschiedenheit. Ich bin eigentlich nicht so einsam und hatte zudem das GlĂŒck, im ganzen Land Freunde zu finden. Es gibt eine tolle Gemeinschaft von Leuten, die das âVan Lifeâ leben. Ich treibe das nur noch etwas weiter, denn mit meinem Porsche gelange ich an Orte, die den meisten Leuten verwehrt bleiben.â