Toyota MR2 (W20): Klassischer Mittelmotor-Fahrspaß in neuen Dimensionen

Toyota MR2 (W20)

Die Automobilhistorie kennt manches mutige Mittelmotorkonzept, aber der reinrassige Sportwagen Toyota MR2 durfte seine ganz eigene Geschichte schreiben.

Köln – Die Automobilhistorie kennt manches mutige Mittelmotorkonzept, aber der in drei Generationen gebaute reinrassige Sportwagen Toyota MR2 durfte seine ganz eigene Geschichte schreiben: Mit über 320.000 verkauften Einheiten gilt der MR2 als meistverkaufter asiatischer Mittelmotor-Zweisitzer. Einen entscheidenden Beitrag zu dieser Erfolgsstory leistete die zweite Serie, mit dem Baureihencode W20, von der ab 1989 über 130.000 Einheiten gebaut wurden. Gezeichnet in aufregenden, aerodynamisch optimierten Linien und mit markantem Heckspoiler weckte der bezahlbare Mittelmotor-Renner sogar Assoziationen an italienische Supersportwagen. Dazu passten auch die souveränen Fahrleistungen.

Tatsächlich stand die im Juli 1990 auch in Deutschland lancierte zweisitzige Sportwagenikone, von ihren Fans weiterhin liebevoll „Mister Two“ genannt, für einen neuen Traum vom sportlichen Fahren. MR2 Chefdesigner Kunihiro Uchida wählte für den im Windkanal geglätteten Mittelmotor-Runabout mit damals beispielhaftem CW-Wert von 0,31 weichere Formen ohne scharfe Ecken und Kanten, die den Athleten zum sportlichen Trendsetter organischen Biodesigns machten. Damit fuhr der um 26 Zentimeter auf 4,18 Meter Länge vergrößerte Leistungsträger seiner Zeit so weit voraus, dass er ein Jahrzehnt bei den deutschen Toyota Händlern aktuell blieb – erst im neuen Jahrtausend löste die dritte MR2 Generation den W20 ab. Kein anderer Toyota Sportwagen wurde bisher über einen so langen Zeitraum ohne größere Designmodifikationen produziert. Mehr noch: Der MR2 war ein Longseller, dem am Ende der Bauzeit von seinen Fans sofort der begehrte Klassikerstatus zugestanden wurde.

Allerdings war es auch die Toyota MR2 Community, die einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der zweiten Generation dieser Fahrmaschine geleistet hatte. Toyota hatte in einer damals außergewöhnlichen Felduntersuchung detailliert ermittelt, welche Wünsche die Fans an den Zweisitzer hatten. Gleich blieb deshalb nur das Layout mit dem Motor in der Mitte zugunsten optimaler Achslastverteilung von 45 zu 55 Prozent zwischen vorn und hinten für ein neutrales Fahrverhalten. Im Vergleich zum Vorgänger konnte die Fahrdynamik weiter gesteigert werden. Vollkommen neu war der 2,0-Liter-16-Ventil-Einpritz-Motor, der im MR2 2.0 GT-116, so der anfängliche Typencode für den deutschen Markt, rasantes Fahrvergnügen garantierte. Davon kündete schon das Leistungsgewicht von nur 7,6 Kilogramm pro Pferdestärke, damals ein Supercar-Wert. Dabei genügten dem Toyota MR2 hierzulande anfangs 115 kW/156 PS, ab 1994 waren es dann beachtliche 129 kW/175 PS, die den Dynamiker 225 km/h schnell machten. Auf manchen Märkten gab es den Klappscheinwerfer-Renner auch mit 2,2-Liter-Vierzylinder oder sogar mit Turboaufladung und starken 165 kW/225 PS Leistung, die den MR2 in 5,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h katapultierten. Ein Wert, der sich damals mit V12-Boliden messen konnte.

Gelegenheit, seine Siegfähigkeit unter Beweis zu stellen, erhielt der Toyota MR2 (W20) überdies bei Tourenwagenrennen. „Mister Two“ galt sowohl in der South-East-Asian Supercar Championship, der japanischen Fuji Freshman Series sowie in der Super GT als gefürchtete Konkurrenz. Doch auch in europäischen Serien wie der Swiss Touring Car Championship war der MR2 ein souveräner Herausforderer. Sogar für den Start bei den 24 Stunden von Le Mans und den 1000 km von Suzuka diente der MR2 in den Jahren 1995 bis 1997 als Basisfahrzeug, denn der Rennwagen Sard MC8 nutzte die Technik des Mittelmotor Toyota. Einzigartig blieb dagegen jener MR2, der 1992 in den USA mit Pilot Dennis Aase auf Tempo 339,686 km/h kam und damit in seiner Klasse einen Weltrekord aufstellte.

Trotz aller adrenalinhaltigen Dynamik, vereinbarte der Toyota MR2 diesen Fahrspaß mit einem Open-Air-Festival, das die Vernunft nicht zu kurz kommen ließ. So gab es den Toyota MR2 hierzulande serienmäßig als rassiges T-Bar-Cabrio. Mit wenigen Handgriffen konnten die zwei Dachhälften aus getöntem Sicherheitsglas herausgenommen und hinter den Sitzen verstaut werden, so dass nur eine solide und sichere Dachstrebe in Form des Buchstaben T zurückblieb. „T for two“ nannte die Werbung dieses Mittelmotor-Cabriolet, das in seinem Segment weitere Sicherheitsmaßstäbe setzte. So war nicht nur ein modernes 4-Sensoren-ABS Serienstandard, sondern dazu zählten vier innenbelüftete Scheibenbremsen, Airbag und der massive Seitenaufprallschutz. Einen praktischen Vorteil boten die um über 50 Prozent gegenüber dem Vorgänger vergrößerten Gepäckräume vorn und hinten, die in der zweiten Generation nun 219 Liter umfassten.

Es gibt weltweit nicht viele Sportwagen, die zehn Jahre aktuell bleiben und noch weniger in Japan, einer Automobilnation, die damals Modellwechsel im Vier-Jahres-Turnus bevorzugte. Aber der Toyota MR2 (W20) zeigte sich von Beginn an in solch sportlicher Bestform, dass der nächste MR2 (W30) im Frühling 2000 erst elf Jahre nach Verkaufsstart der zweiten Generation in Europa vorgestellt wurde – und das als Roadster. Allerdings schickte dieser dritte MR2 Vorboten voraus, darunter 1996 die leichtgewichtige Roadsterstudie MRJ mit versenkbarem Kohlefaserdach und den auf 91 Einheiten limitierten Toyota MR Spider (W20), den Toyota Technocraft ab 1996 baute.

Technische Daten Toyota MR2

Motor: Vierzylinder-16V-Reihen-Motor (ab 1989)
Hubraum: 1.998 cm³
Leistung: 115 kW/156 PS bei 6.600/min
Max. Drehmoment: 186 Nm bei 4.800/min
Getriebe: Manuelles 5-Gang-Getriebe
Leergewicht: ab 1.190 kg
Vmax: 220 km/h
0-100 km/h: 7,9 Sekunden

Motor: Vierzylinder-16V-Reihen-Motor (ab 1994)
Hubraum: 1.998 cm³
Leistung: 129 kW/175 PS bei 7.000/min bzw. 125 kW/170 PS bei 7.000/min (ab 1996 bei unveränderten Fahrleistungen)
Max. Drehmoment: 186 Nm bei 4.800/min
Getriebe: Manuelles 5-Gang-Getriebe
Leergewicht: ab 1.280 kg
Vmax: 225 km/h
0-100 km/h: 7,5 Sekunden

übermittelt durch Toyota

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