Toyota MR2 (W10): Kurvenhungrige Mittelmotor-Coupés mit Kultstatus

Toyota MR2 (W10)

Manchmal reichen zwei PlĂ€tze, um Geschichte zu schreiben. So geschehen bei „Mister Two“.

Köln – Manchmal reichen zwei PlĂ€tze, um Geschichte zu schreiben. So geschehen bei „Mister Two“, Sportwagenfans zaubert dieser Spitzname fĂŒr den zweisitzigen Toyota MR2 mit Mittelmotor sofort ein LĂ€cheln ins Gesicht. Als dieses keilförmig gezeichnete SportcoupĂ© mit drehfreudigem 16-Ventil-Vierzylinder auf der Tokyo Motor Show 1983 als seriennaher Prototyp prĂ€sentiert wurde, war das eine Sensation. Mit Mittelmotor-Layout, klassischem Hinterradantrieb und T-Bar-Roof mit herausnehmbaren DachhĂ€lften differenzierte sich die leichtgewichtige Fahrspaßmaschine klar von konventionellen japanischen Sportwagen und traf exakt den Nerv einer Zeit, in der bezahlbare Zweisitzer vom Aussterben bedroht waren. Seinen internationalen Verkaufsstart feierte der Toyota MR2 deshalb schon im Juni 1984.

Es war der Beginn einer globalen Bestsellerkarriere, die drei Generationen des kompakten Renners hervorbrachte, denn der bis 2007 gebaute Toyota MR2 vereinte die Talente eines preiswerten Pulsbeschleunigers mit der Alltagstauglichkeit und Robustheit japanischer Großserientechnik. Die weltweite Sportwagen-Community feierte den 977 Kilogramm leichten und 91 kW/124 PS leistenden EmotionstrĂ€ger der Baureihe W10 mit insgesamt ĂŒber 320.000 Bestellungen und sicherte dem Toyota MR2 so den Status des meistgebauten japanischen Mittelmotor-Zweisitzers.

Der Typencode MR2 versteht sich eigentlich als Kurzform von „Midship Runabout 2-seater“ (kleiner zweisitziger Mittelmotorsportler), aber auch „Midship-engine, rear-drive, 2-seater“ (Mittelmotor, Heckantrieb, 2-Sitzer). Bereits 1976 setzte Toyota die InitialzĂŒndung fĂŒr dieses Mittelmotor-Projekt, denn das auch in der Formel 1 bekannte Midengine-Layout erfuhr damals in vielen kleinen Sportlern kurzzeitig große PopularitĂ€t. Bei Toyota sollte das kompakte Mittelmotor-CoupĂ© die Nachfolge des legendĂ€ren Toyota Sports 800 aus den 1960er Jahren antreten und Ă€hnlich wie dieser erste asiatische Gran Turismo mit herausnehmbarem Dacheinsatz wurde auch der MR2 mit T-Bar-Roof fĂŒrs Frischluft-VergnĂŒgen entwickelt. Allerdings handelte es sich nun um geteilte DachhĂ€lften, alternativ gab es ein Glas-Hebedach. Genau mit diesem Fenster zum Himmel avancierte das 3,95 Meter kurze und nur 1,25 Meter hohe SportcoupĂ© im MĂ€rz 1985 zum Star in den SchaurĂ€umen der deutschen Toyota HĂ€ndler. Trotzdem wĂŒnschten sich hierzulande viele Roadster- und Targa-Fans das besonders in Nordamerika beliebte T-Bar-Roof und so folgte Toyota diesem Kundenwunsch schon 1986. Damit nicht genug, die deutsche Firma Schwan transformierte das T-Bar zu einer klassischen einteiligen Dachöffnung, heute gelten die wenigen bei Schwan umgebauten Toyota MR2 Cabriolets als gesuchte RaritĂ€ten.

Ein vorteilhaftes Konstruktionsmerkmal von Mittelmotorsportwagen sind die zwei separaten Kofferraumabteile vorn und hinten. Hier findet sich Platz fĂŒr alles, was auf grĂ¶ĂŸeren Touren unentbehrlich ist. Schließlich zeigte der MR2 von Beginn an die Kondition und Ausdauer eines LangstreckenlĂ€ufers. Der 4A-GE genannte, innovative und im Rallyesport bewĂ€hrte 16-Ventil-Vierzylinder – ĂŒbrigens schon ab 1986 mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator – vermittelte ab 4.500 Umdrehungen vehementen VorwĂ€rtsdrang, wie sonst fast nur weit stĂ€rkere Sportwagen. So absolvierte der MR2 den Sprint von null auf 100 km/h in nur 8,1 Sekunden. Ein Wert, mit dem sich Mitte der 1980er Jahre auch hochpreisige italienische Supersportler schmĂŒckten. Den Zenit erreichte die Drehzahlnadel im Toyota erst bei 7.300 Touren, dann griff der Begrenzer ein – sonst wĂ€re sogar noch mehr möglich gewesen. Trotz dieser Drehzahlorgien erreichen gepflegte MR2 sensationelle Laufleistungen jenseits der 300.000-Kilometer-Marke.

Die Frage, welche fahrdynamischen Vorteile der Mittelmotor bringt, beantwortete Toyota 1984 bei der Pressevorstellung des MR2 mit dem Verweis auf die Königsklasse des Motorsports: „Mit dem Motor vor der Hinterachse und fast idealer Gewichtsverteilung von 45 Prozent auf der Vorderachse und 55 Prozent auf der Hinterachse gibt sich der MR2 Ă€hnlich agil wie Formel-1-Rennwagen.“ Durch die zentrale Anordnung der schweren Massen von Motor und Getriebe zwischen den Achsen verfĂŒgen Mittelmotor-Sportwagen ĂŒber ein neutraleres Fahrverhalten als konventionell konstruierte Automobile mit Front- oder Heckmotor. Sogar ein Problem von Mittelmotorkonstruktionen konnte Toyota beim MR2 lösen: Das geringe TrĂ€gheitsmoment um die Hochachse begĂŒnstigt die Handlichkeit des Autos. FĂŒr optimierte GeradeauslaufstabilitĂ€t des Toyota MR2 dient an der Hinterachse die Vorspureinstellung von beachtlichen fĂŒnf Millimetern.

Bis 1989 verkörperte der Toyota MR2 erfolgreich japanischen Mittelmotor-Sportsgeist, dies auch in damals aufsehenerregenden Zweifarben-Lackierungen und ab 1987 auf internationalen MĂ€rkten mit spektakulĂ€rer Kompressor-Aufladung fĂŒr 106 kW/145 PS Leistung und furiose 0-100-km/h-Beschleunigungswerte von unter 7,0 Sekunden. Dann stand die nĂ€chste Generation des MR2 in den Startlöchern – und versprach noch mehr sportliche Leistung.

Technische Daten Toyota MR2
Motor: Vierzylinder-16V-Reihen-Motor (ab 1984)
Hubraum: 1.587 cmÂł
Leistung: 91 kW/124 PS bei 6.600/min
Max. Drehmoment: 142 Nm bei 5.000/min
Getriebe: Manuelles 5-Gang-Getriebe
Leergewicht: ab 977 kg
Vmax: 200 km/h
0-100 km/h: 8,1 Sekunden
Motor: Vierzylinder-16V-Reihen-Motor mit Drei-Wege-Katalysator (ab 1987)
Hubraum: 1.587 cmÂł
Leistung: 85 kW/115 PS bei 6.600/min
Max. Drehmoment: 134 Nm bei 5.000/min
Getriebe: Manuelles 5-Gang-Getriebe
Leergewicht: ab 1.060 kg
Vmax: 195 km/h
0-100 km/h: 9,0 Sekunden

ĂŒbermittelt durch Toyota

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