„Nichts ist so schön“

Dem Alterungsprozess scheint er in seinem Porsche einfach davon gefahren zu sein. Kavka sieht noch genauso aus, wie man ihn aus seiner Zeit bei VIVA und MTV kennt.

Montagvormittag, 11 Uhr, Berlin-Kreuzberg. Aus der Ferne hört man ein Röhren, um die Ecke biegt ein Porsche 911 SC, Baujahr 1979. Fenster runter, gut gelaunter Markus Kavka. Dem Alterungsprozess scheint er in seinem Porsche einfach davon gefahren zu sein. Kavka sieht noch genauso aus, wie man ihn aus seiner Zeit bei VIVA und MTV kennt.

Wie lange fahren Sie schon Porsche?

Seit über zehn Jahren. Bis auf das Autoradio ist der im Original-Zustand. Die Sitze sind etwas kaputt und der Himmel ist ausgefranst. Das wird mein nächstes Projekt. Ansonsten: Der hat gut 200.000 Kilometer runter und läuft immer noch zuverlässig.

Wie ist Ihre Faszination für Porsche entstanden?

Eines meiner ersten Modellautos als Kind war ein Porsche. Aber ich weiß auch noch genau, wann ich das erste Mal einen echten Porsche wahrgenommen habe. Wir waren gerade auf einem Familienausflug, irgendwo in der Nähe von Ingolstadt, wo ich aufgewachsen bin. Auf dem Parkplatz stand ein Porsche 911 Targa. Allein der Anblick hat mich begeistert. Und dann ist der Typ eingestiegen und hat das Auto angelassen. Ich habe mich so erschrocken wie noch nie zuvor in meinem Leben. Plötzlich habe ich angefangen zu lachen, so ein kindlich begeistertes Lachen. Daran erinnere ich mich noch, als wäre es gestern gewesen. Ich weiß noch, wie sich an meinen kleinen Ärmchen die Haare hochgestellt haben.

Haben Sie sich damals schon ausgemalt, selbst einmal Porsche zu fahren?

Wahrscheinlich noch nicht direkt mit sieben Jahren. Aber mein Vater hätte auch gern einen Porsche gehabt, konnte ihn sich aber nicht leisten. Als Kind habe ich gedacht: Wenn ich einmal groß bin, spare ich auf einen. Das hat dann auch recht lang gedauert. Heute bin ich stolzer Besitzer und ein Modellauto habe ich auch wieder – genau von meinem Modell. Das steht neben meinem Bett, damit ich den Porsche immer anschauen kann, wenn ich morgens aufstehe oder abends ins Bett gehe. Meine Freundin hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt. Schließlich hat der Porsche mit der Geschichte unserer Liebe zu tun.

Das müssen Sie erzählen.

Ich habe meine Freundin vor über zwei Jahren bei einem Dreh kennengelernt. Danach hatten wir erstmal keinen Kontakt, bis wir irgendwann anfingen, zu schreiben. Etwas später haben wir ein Treffen ausgemacht und ich habe sie von einem Arbeitstermin abgeholt. Sie wusste ja nicht, was ich für ein Auto fahre. Ich kam mit meinem Porsche um die Ecke, sie ist eingestiegen und gemeinsam sind wir für drei Tage an die Ostsee gebrettert. Ich werde nie vergessen, dass der Ausgangspunkt meiner großen Liebe genau in diesem Auto stattfand.

Markus Kavka, Journalist, 911 SC, Baujahr 1979, 2014, Porsche AG

Markus Kavka und sein Porsche 911 SC

Während Markus Kavka erzählt,  fährt er durch sein Berlin. Vorbei am Kottbusser Tor, über die Skalitzer Straße auf die Oberbaumbrücke, die West- und Ostberlin miteinander verbindet. Ein Navigationsgerät braucht Kavka nicht, er lebt schon seit über zehn Jahren in der Hauptstadt. Erst in Friedrichshain, seit einigen Jahren in Kreuzberg. Wenn er mit seinem Porsche durch die Nachbarschaft fährt, kann man beobachten, wie die Leute auf der Straße kurz innehalten.

Was mögen Sie an Ihrem Porsche besonders?

Den Sound des Motors. Ich bin Musikjournalist und totaler Musikfan und will eigentlich immer Musik hören. Deswegen habe ich mir ein Autoradio gekauft. Das war einer der sinnlosesten Käufe meines Lebens. Teuer war es auch noch. Ich habe mir extra eine Endstufe eingebaut und noch einen extra Basslautsprecher. Am Ende hatte ich die Anlage vielleicht drei Mal an. Weil es total egal ist, was da rauskommt, nichts ist so schön wie der Klang dieses Motors.

Und eine auffällige Farbe hat Ihr Porsche auch.

Die Farbe meines Modells ist petrolblau-metallic. Die ist relativ selten, wurde gar nicht so oft hergestellt. Das Besondere an der Farbe sind die verschiedenen Nuancen. Wenn die Sonne scheint, leuchtet sie grün-blau-karibisch. Ist es bewölkt, dann geht sie eher in Richtung tiefblaue Atlantikmeerfarbe. Ich könnte einfach nur stundenlang dieses Auto anstarren – allein der Farbe wegen.

Warum sollte es gerade dieser Porsche sein?

Der Elfer ist in seiner Formgebung so schlicht und unaufdringlich – ein zeitloser Klassiker. Aber ganz ehrlich: Wenn ich’s mir leisten könnte und entsprechend Platz hätte, dann hätte ich außer dem hier noch locker 50 andere Porsche.

Und wenn Sie nur einen weiteren haben könnten, welcher wäre das?

Sicher der, den Steve McQueen im Film „LeMans“ gefahren ist. Ein schwarzer Targa 911 S. Allein die Anfangsszene in „LeMans“, wenn Steve McQueen – einer der coolsten Typen der Filmhistorie – in dieses Auto einsteigt, es anlässt und losfährt. Da bekomme ich Gänsehaut.

Markus Kavka ist ein echter Porsche-Kenner. Er spricht über seine Faszination für das Design genauso hingebungsvoll wie über amerikanische Stoßstangenverordnungen oder die Vorzüge von Hackmesser-Felgen. Man vergisst kurz, dass da einer der profiliertesten deutschen Musikjournalisten vor einem steht. So wie er über sein Auto spricht, man würde sich nicht wundern, wenn er sich dabei die ölverschmierten Finger an seinem Blaumann abputzt.

Kurz darauf ist er wieder Markus Kavka, der Musikjournalist: Blick in die Kamera, verschmitztes Grinsen, dann setzt er an: „Recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit, auf Wiedersehen.“ Ein letztes Mal lässt er den Motor aufheulen. Durch die Scheibe sieht man Kavka lachen. Es ist das begeisterte Kinderlachen. Genau wie damals, als er sieben Jahre alt war und sich in den Sound des Porsche-Motors verliebte. Die Liebe, sie hat bis heute gehalten.

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