Gefahrenzone Kopf: “Ein Helm schützt – man muss ihn nur tragen!”

Gefahrenzone Kopf: “Ein Helm schützt – man muss ihn nur tragen!”

Unfallchirurg der Asklepios Klinik Nord empfiehlt Radfahrern, im Straßenverkehr konsequent einen Helm zu tragen.

Hamburg (ots) – Autos haben eine Knautschzone, Fahrräder nicht. Radfahrer sollten daher besser nicht ohne Fahrradhelm auf die Straße, rät Priv.-Doz. Dr. Marc Schult, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie und Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord – Heidberg in Hamburg (www.asklepios.com/hamburg/nord/heidberg/experten/orthopaedie/). Ein Interview über Gefahren im Straßenverkehr und die Schutzfunktion von Fahrradhelmen.

Kann ein Fahrradhelm vor gefährlichen Verletzungen schützen?

Priv.-Doz. Dr. Marc Schult:

Ja, im Falle eines Sturzes kann ein gut passender Helm auf jeden Fall dazu beitragen, schwere Kopfverletzungen zu verhindern. Denn er reduziert die Energie, die bei einem Aufprall auf den Schädel wirkt und verringert so das Risiko, tödliche Hirnverletzungen zu erleiden, um 60 bis 70 Prozent. Stürze sind bei Radfahrern leider keine Seltenheit. Wer ohne Fremdeinwirkung stürzt, kann sich häufig noch abfangen. Radfahrer, die jedoch von einem Auto getroffen werden, stürzen so stark, dass sie zuerst mit dem Kopf auf die Straße schlagen. Das ist insbesondere bei Kindern der Fall, weil der Kopf bei ihnen das schwerste Körperteil ist. Deshalb haben Kinder nach Unfällen auch deutlich öfter Kopfverletzungen als Erwachsene.

Viele lehnen es trotzdem ab, einen Helm zu tragen – weil er nicht schick genug oder unpraktisch ist. Was raten Sie diesen Skeptikern?

Eitelkeit ist bei diesem Thema definitiv fehl am Platz. Sicherheit geht vor! Erfreulicherweise haben Fahrradhelme in den letzten Jahren deutlich an Akzeptanz gewonnen. Vor ein paar Jahren waren Radfahrer mit Kopfschutz noch eine Besonderheit im Straßenverkehr. Heutzutage gehören sie zum normalen Straßenbild dazu. Auch das Helmsortiment hat sich enorm erweitert: Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle in allen möglichen Formen und Farben, technische Weiterentwicklungen haben das Tragen deutlich komfortabler gemacht. Ich habe kürzlich Radhelme im Look einer Billardkugel oder einer Melone auf der Straße gesehen. Auch faltbare Helme und sogenannte Airbag-Helme, die im Augenblick eines Unfalls ausgelöst werden, sind im Angebot. Es sollte also für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Der Nutzen von Helmen wurde in der Vergangenheit oft in Frage gestellt. So zeigte etwa eine Untersuchung, dass Autos Radfahrer mit Helm enger überholten. Welche Erfahrungen machen Sie in der täglichen Praxis?

In der Klinik sind wir uns alle einig, dass Fahrradunfälle ohne Kopfschutz deutlich schlimmer ausgehen. Im Stadtgebiet sind die Straßen zum Teil sehr eng, Autos parken auf den Radwegen, so dass Radfahrer gezwungen sind, auf die Straße auszuweichen. Viele Fahrradwege sind zudem in schlechtem Zustand. All das erhöht die Sturzgefahr. Wir versorgen in der Notaufnahme häufig Unfallopfer, die dank Helm ohne schwerwiegende Verletzung davon gekommen sind. Radfahrer hingegen, die bei Bagatellstürzen keinen Helm auf hatten, haben oftmals schwere oder gar lebensgefährliche Verletzungen. Ein Helm schützt also – man muss ihn nur tragen!

Wie können Radfahrer Ihrer Meinung nach ihre Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen?

Wer häufig mit dem Rad unterwegs ist, sollte darauf achten, dass sein Fahrrad auch wirklich verkehrstauglich ist und beispielsweise Bremsen und Beleuchtung einwandfrei funktionieren. Als Radfahrer sollte man zudem defensiv fahren und nicht darauf vertrauen, dass Andere schon ausweichen werden. Verkehrsregeln gelten natürlich auch für Fahrradfahrer, das vergessen leider viele. Ein Radler, der eine Einbahnstraße in verkehrter Richtung befährt, kann viele Autofahrer überfordern. Im schlimmsten Fall können sie nicht adäquat auf den unerwarteten Gegenverkehr reagieren und es kommt zu unschönen Kollisionen. Last but not least: Radfahrer sollten gut zu sehen sein. Dafür gibt es beispielsweise leuchtende Westen, Helmüberzüge oder Funktionskleidung, die mit Reflektoren ausgestattet ist. Das ist ein besonders wichtiger Aspekt, da die Reflektoren am Rad häufig verdreckt und somit nicht mehr sichtbar sind. Ich habe meinen Fahrradhelm zusätzlich mit reflektierendem Klebeband ausgestattet, damit Autofahrer mich auch bei Dunkelheit gut sehen können.

Worauf sollte man beim Kauf eines Fahrradhelms achten?

Am besten lässt man sich in einem Sportladen beraten und probiert unterschiedliche Modelle auf. Heutzutage gibt es sogar richtige Fachgeschäfte, die ausschließlich Helme verkaufen. Dort wird man sicher bestens beraten. Nur ein Helm, der der Prüfnorm DIN EN 1078 entspricht, bietet auch Schutz im Straßenverkehr. Wer sportlich unterwegs ist, sollte zudem auf eine gute Belüftung achten, sonst schwitzt man extrem. Und bitte nicht vergessen: Viel wichtiger als die Optik ist, dass der Helm gut passt und angenehm zu tragen ist – denn sonst wird er nicht aufgesetzt.

Zur Person:

Priv.-Doz. Dr. Marc Schult (50) (www.asklepios.com/hamburg/nord/heidberg/experten/orthopaedie/) ist Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord – Heidberg (Hamburg) und leitet seit zehn Jahren die Orthopädie und Unfallchirurgie des Krankenhauses. Das Ärzte-Team der Abteilung versorgt täglich Patienten, die bei Fahrradunfällen verletzt wurden. PD Dr. Schult ist selbst begeisterter Radfahrer. Wenn es das Wetter zulässt, legt er die Strecken zwischen seinem Wohn- und seinem Arbeitsort mit dem Rad zurück – täglich sind das gut 30 Kilometer.

Original-Content von: Asklepios Kliniken, übermittelt durch news aktuell

Das könnte Sie auch interessieren: