Audi trifft den Zeitgeist: Audi 80 vor 50 Jahren vorgestellt

Audi 80 B1

JubilĂ€um eines Bestsellers: Mit dem ersten Audi 80, intern „B1“ genannt, landen die IngolstĂ€dter 1972 einen Volltreffer.

„Modern, aber nicht modisch“ sollte er sein, ein zuverlĂ€ssiges Familienauto. Darin sind sich der damalige Audi-Technikvorstand Ludwig Kraus und die Volkswagen AG als neue Konzernmutter Ende der 1960er Jahre einig. Wie beim Rennwagenbau lĂ€sst Chefentwickler Kraus seine Mitarbeitenden fĂŒr jedes einzelne Teil prĂŒfen, wo man noch Gewicht sparen kann ohne Abstriche bei etwa Langzeit-QualitĂ€t, SoliditĂ€t und Festigkeit. Der extrem leicht gebaute Audi 80, der vor 50 Jahren in Produktion geht, ĂŒberzeugt seine Kund_innen mit sportlichem Fahrverhalten und geringem Verbrauch; damit ist er wĂ€hrend der 1973 beginnenden Ölkrise genau das richtige Auto zur richtigen Zeit. „Auto des Jahres“ – diese Auszeichnung zeigt, dass der Audi 80 auch die internationale Fachpresse ĂŒberzeugt.

Oliver Hoffmann, Mitglied des Vorstands der AUDI AG fĂŒr Technische Entwicklung, weiß die Leistung seines VorgĂ€ngers Ludwig Kraus und von dessen Team auch heute noch zu wĂŒrdigen: „Der Audi 80 zeigt eindrucksvoll: Vorsprung durch Technik hat bei Audi Tradition.“ Der Audi 80 und seine Nachfolger sind immer TrĂ€ger von großen Innovationen gewesen. Der Vierzylinder-TDI, der quattro-Antrieb mit dem selbstsperrenden Mitteldifferenzial, das Doppelkupplungsgetriebe und das Sportdifferenzial an der Hinterachse und nicht zuletzt die FĂŒnfzylinder- oder Turbo-Motoren wie beim ersten RS-Modell haben die Audi-Kompetenz vom Vorsprung durch Technik immer wieder unter Beweis gestellt. Das Design des ersten Audi 80 im Stil der neuen Sachlichkeit der 1970er Jahre gestaltet Designer Hartmut Warkuß mit. Er steigt 1976 zum „Hauptabteilungsleiter Stilistik“ auf und prĂ€gt das Audi-Design mehrerer Modellgenerationen der B-, C- und D-Reihe. Der Audi 80 fĂ€hrt bis 1994/95 in vier Generationen vom Band (B1 bis B4); dann löst ihn der Audi A4 ab – intern B5 genannt. Mit ihm fĂŒhren die IngolstĂ€dter eine neue Nomenklatur fĂŒr ihre Automobile ein. Der Audi A4 wird heute in seiner fĂŒnften Auflage produziert; den B9 gibt es als Limousine und Avant, als S- und RS-Modell sowie als Audi A5 in den Versionen CoupĂ©, Sportback und Cabriolet.

1972-1978: Audi 80 B1 – BegrĂŒnder eines neuen Segments

Der Audi 80 feiert seine Weltpremiere im Jahr der Olympischen Sommerspiele von MĂŒnchen: Im Juli 1972 stellen ihn die IngolstĂ€dter den Medien, im September – nach den Spielen – dann den HĂ€ndler_innen vor. Der B1 begrĂŒndet ein neues Marktsegment, die „Kompakt-Limousine“, kurz B-Reihe. Der neu entwickelte Mittelklassewagen rundet das damalige Modellprogramm der Marke mit den Vier Ringen ab. Seine Technik bringt zahlreiche neue Lösungen mit und ist schon bald auch in vielen Modellen des Volkswagen-Konzerns zu finden.

Konsequenter Leichtbau und weitere technische Innovationen

Das Basismodell mit zwei TĂŒren wiegt nur 835 Kilogramm – strikter Leichtbau ist eine der Vorgaben von Technikchef Kraus. Mit 2,47 Metern Radstand und 4,18 Metern LĂ€nge entwickelt er die Limousine sehr kompakt. Fahrwerksingenieur Detlef Banholzer realisiert erstmalig in einem europĂ€ischen Großserienfahrzeug den negativen Lenkrollradius – eine Lösung, von der die StabilitĂ€t beim Bremsen stark profitiert. Mit der diagonalen Aufteilung der hydraulischen Bremsanlage hat Audi die Sicherheit der Passagiere und der ĂŒbrigen Verkehrsteilnehmer_innen im Blick. Als HinterradaufhĂ€ngung dient eine Torsions-Kurbelachse mit Federbeinen. McPherson-Federbeine und Querlenker fĂŒhren die vorderen RĂ€der. Der Motor des Audi 80 liegt lĂ€ngs vor der angetriebenen Vorderachse, das Vierganggetriebe hinter ihr. Vier Aggregate stehen zur MarkteinfĂŒhrung zur Wahl; das Hubraumangebot liegt zwischen 1,3 und 1,6 Liter, ihr Leistungsspektrum zwischen 40 kW (55 PS) und 74 kW (100 PS). Konstruktives Highlight der ebenso drehfreudigen wie unkomplizierten Vierzylinder ist die Ventilsteuerung per obenliegender, zahnriemengetriebener Nockenwelle und wartungsfreien TassenstĂ¶ĂŸeln. Entwicklungschef Ludwig Kraus hat den Gedanken einer Baukastenreihe aufgebracht und dafĂŒr einen Vierzylinder-OHC-Motor vorgesehen – OHC steht fĂŒr „OverHead Camshaft“, fĂŒr Motoren mit obenliegender Nockenwelle. Dieser Motor, entwickelt von Techniker Franz Hauk und seinem Team, wird intern als EA 827 bekannt und zum meistgebauten Aggregat im VW-Konzern.

Wahl zum „Auto des Jahres 1973“ und zugleich Verkaufsschlager

Mit der neuen Generation aus OHC-Motoren und seinen vielen technischen Highlights avanciert der Audi 80 schnell zum Verkaufserfolg fĂŒr die IngolstĂ€dter: Bis zum Produktionsende im Sommer 1978 fahren mehr als eine Million B1-Modelle vom Band. Aufgrund der großen Nachfrage reichen die ProduktionskapazitĂ€ten im Werk Ingolstadt bald schon nicht mehr aus, die Volkswagen-Werke Wolfsburg und Emden werden an der Fertigung beteiligt.

Mit der von Giorgio Giugiaro gezeichneten und durch Karosseriebauer Karmann realisierten CoupĂ©-Studie Asso di Picche zeigt sich schon 1973 das sportliche Potenzial des B1. 1973 geht der Audi 80 GT in Serie, im Oktober 1975 löst ihn der Audi 80 GTE ab: Sein Motor bringt es auf 81 kW (110 PS). Das neue Topmodell deutet mit seinen Fahrleistungen bereits die Dynamik an, die Audi bald entfalten wird. 1976 folgt beim B1 eine Modellpflege, die der Limousine große Blockscheinwerfer beschert und sie optisch an die neue Generation des Audi 100 annĂ€hert. Der Audi 80 wird – er ist leicht und damit sparsam im Verbrauch – besonders nach der Ölkrise von 1973 sehr beliebt, auch in den USA, wo er als „Fox“ verkauft wird.

ĂŒbermittelt durch Audi

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