Berlin (ots) – EU-Parlament stimmt über schrittweise Senkung der Obergrenze von bisher sieben Prozent Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse bis 2030 ab – Abholzungen wertvoller tropischer Regenwälder würde sich damit fortsetzen – Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Verbot der Beimischung von Pflanzenölen in Diesel und Benzin – Biokraftstoffe aus Pflanzenölen sollten zukünftig nicht mehr als erneuerbare Energien anerkannt werden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert das EU-Parlament auf, sich für ein umgehendes Verbot der Beimischung von Palmöl und anderen Pflanzenölen in Kraftstoffen auszusprechen. Anlass ist die Abstimmung des EU-Parlaments am 17.1.2018 über eine Neufassung der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie. Diese ist Teil des Gesetzespaketes zur Umsetzung der Europäischen Energieunion.
Der dem Parlament vorliegende Entwurf des EU-Fachausschusses für Industrie, Forschung und Energie sieht zum Thema Biokraftstoffe nur eine schrittweise Senkung der Obergrenze für Biokraftstoffe auf Pflanzenbasis von momentanen sieben auf null Prozent im Jahr 2030 vor. Die DUH kritisiert diesen Vorschlag als nicht ambitioniert genug. Durch die nur schrittweise Reduzierung wäre auch für das kommende Jahrzehnt eine Beimischung von problematischen Pflanzenölen mit deren negativen Auswirkungen für Umwelt und Klima zulässig.
Die Entscheidung des EU-Parlaments ist vor allem wichtig, da sich der EU-Energieministerrat bereits im Dezember 2017 dafür ausgesprochen hat, an der geltenden Obergrenze von sieben Prozent für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse bis 2030 festhalten zu wollen. Das EU-Parlament muss die Chance nutzen, um schnellstmöglich das Ende von umwelt- und klimaschädlichen Biokraftstoffen einzuleiten und auf Elektromobilität umzuschwenken.
Die steigende Nachfrage von Palmöl wirkt sich insbesondere auf die Hauptanbauländer Südostasiens aus, in denen große Regenwaldflächen den wachsenden Palmölplantagen weichen müssen. Neben der Entwaldung, die zum Verlust wichtiger Lebensräume verschiedenster Tier- und Pflanzenarten führt, hat die Palmölproduktion aufgrund der CO2-Freisetzung erhebliche Auswirkungen auf das Weltklima und ist gleichzeitig auch Auslöser enormer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Konflikte. Die energetische Nutzung von Palmöl spielt global zwar eher eine untergeordnete Rolle, in Deutschland und der EU ist der Palmölanteil in Biokraftstoffen jedoch mit bis zu 55 Prozent außerordentlich hoch.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, fordert deshalb: “Das EU-Parlament muss mit seiner Abstimmung zu dem Gesetzesrahmen ein Signal setzen und bindende Biokraftstoffquoten beenden sowie die Beimischung von Pflanzenölen in Benzin und Diesel umgehend verbieten. Außerdem sollten Biokraftstoffe aus Pflanzenölen in Zukunft generell nicht mehr als erneuerbare Energien anerkannt und als solche im Verkehrssektor angerechnet werden.” Schließlich lasse die europäische Richtlinie für Erneuerbare Energien zahlreiche andere Möglichkeiten zur Minderung von Treibhausgasen zu, als die Beimischung von Palmöl und anderen Pflanzenölen. “Im Verkehrssektor muss der Klimaschutz durch neue CO2-arme Antriebssysteme und eine Mobilitätswende vorangetrieben werden”, so Müller-Kraenner weiter.
Die angeblich positive Klimabilanz, die bislang als Argument für die Förderung biogener Kraftstoffe angeführt wurde, muss in Frage gestellt werden. Studien, wie die der europäischen Umweltorganisation Transport & Environment, belegen 80 Prozent höhere Treibhausgasemissionen von Diesel mit Palmölbeimischung als von Diesel mit Mineralöl. Grund dafür sind die Treibhausgasemissionen aus der indirekten Landnutzung durch die Palmöl-Plantagen. Biosprit sollte ausschließlich aus Abfall- und Reststoffen oder aus Biomasse, die nicht in Konkurrenz mit dem Anbau für Lebens- und Futtermitteln steht, hergestellt werden.
Links: Mehr Informationen zur DUH-Kampagne “Kein Palmöl in den Tank”: http://l.duh.de/palml
Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell