Das Statussymbol Auto verliert an Glanz

Das Statussymbol Auto verliert an Glanz

Bain-Studie zur neuen urbanen MobilitĂ€t. Befragung von 1.700 StĂ€dtern in Deutschland und Österreich ergibt, dass sich die Entscheidungskriterien fĂŒr die Wahl des Verkehrsmittels verĂ€ndern.

MĂŒnchen (ots)

  • Je nach Zukunftsszenario sind 17 bis 34 Prozent der Autobesitzer bereit, auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten
  • Weiterentwicklung des traditionellen GeschĂ€ftsmodells von Herstellern und Zulieferern ist unerlĂ€sslich
  • Konzentration auf Teilaspekte der neuen MobilitĂ€tswertschöpfungskette und Kooperationen mit neuen Wettbewerbern stehen im Fokus

Lange Staus, drohende Fahrverbote, neue MobilitĂ€tskonzepte: Immer mehr Menschen in BallungsrĂ€umen in Deutschland und Österreich ĂŒberdenken den Besitz eines eigenen Autos. Die Entscheidungskriterien fĂŒr die Auswahl des Verkehrsmittels haben sich in den letzten fĂŒnf Jahren weiter verĂ€ndert. Sicherheit, FlexibilitĂ€t und VerfĂŒgbarkeit sind urbanen MobilitĂ€tskunden am wichtigsten. Diese verĂ€nderten KundenprĂ€ferenzen ermöglichen zunehmend neue Lösungen fĂŒr die urbane MobilitĂ€t. Damit entsteht eine neue MobilitĂ€tswertschöpfungskette mit hoher Wettbewerbsdynamik zwischen Herstellern, Zulieferern, Technologieunternehmen, Autovermietungen, Leasing-Unternehmen und anderen Playern. Zu diesem Schluss kommt die Studie “Neue urbane MobilitĂ€t: Der Wandel erfolgt jetzt” der internationalen Managementberatung Bain & Company. FĂŒr die Studie wurden rund 1.700 Einwohner in den BallungsrĂ€umen Berlin, MĂŒnchen, Rhein-Ruhr und Wien befragt.

Die maßgeblichen Treiber dieser Entwicklung sind Politik, technologischer Fortschritt und die persönliche Einstellung der Stadtbevölkerung zur MobilitĂ€t. WĂ€hrend GroßstĂ€dte wegen ĂŒberlasteter Verkehrswege und negativer UmwelteinflĂŒsse Fahrverbote erwĂ€gen, steigen Autofahrer zunehmend auf Carsharing oder individualisierte Mitfahrgelegenheiten (Ride-Hailing) um. “Bisher werden alternative MobilitĂ€tsangebote vor allem als ErgĂ€nzung zum eigenen Auto genutzt”, stellt Bain-Partner und Co-Autor der Studie Dr. Klaus Stricker fest. “Doch das Umdenken ist in den Köpfen vieler StĂ€dter bereits in vollem Gang.”

Autobesitz wird in Ballungsgebieten unattraktiver

Sicherheit, FlexibilitĂ€t und VerfĂŒgbarkeit sind fĂŒr die Studienteilnehmer die wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Wahl des Verkehrsmittels (Abb. 1). Seit 2013 haben insbesondere persönliche Sicherheit, PrivatsphĂ€re und Kommunikationsmöglichkeiten wĂ€hrend der Fahrt an Bedeutung gewonnen. Verloren haben dagegen Fahrspaß und FlexibilitĂ€t. Die MobilitĂ€tskosten liegen weiterhin im Mittelfeld der Entscheidungskriterien, ihr Stellenwert hat in den letzten fĂŒnf Jahren sogar leicht abgenommen.

Diese Ergebnisse gehen einher mit einem weiteren Imageverlust des Autos. Nur noch 29 Prozent der Befragten betrachten das Auto als Statussymbol. Das sind 7 Prozentpunkte weniger als 2013. In Wien liegt dieser Wert mit 25 Prozent am niedrigsten. AbhÀngig vom jeweiligen Zukunftsszenario sind 17 bis 34 Prozent der Autobesitzer in den vier untersuchten BallungsrÀumen bereit, bei passenden MobilitÀtsalternativen auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten (Abb. 2).

GeschÀftsmodell und MobilitÀtsangebot weiterentwickeln

Noch ist offen, welche Zukunftskonzepte sich durchsetzen werden. “Allerdings laufen die Autohersteller Gefahr, dass sich andere Player zwischen sie und ihre heutigen Kunden drĂ€ngen”, erklĂ€rt Bain-Partner und Co-Autor der Studie Ralf Kalmbach. “Schnittstelle und Interaktion mit den Kunden drohen verloren zu gehen, was sich negativ auf die ProfitabilitĂ€t auswirken kann.” Bei neuen MobilitĂ€tslösungen stehen die Automobilhersteller zunehmend im Wettbewerb mit Technologieunternehmen wie Waymo, Uber, Didi oder Apple.

Viele Autohersteller etablieren bereits neue GeschĂ€ftsfelder und GeschĂ€ftsmodelle. Kaum einer von ihnen wird jedoch die gesamte neue MobilitĂ€tswertschöpfungskette allein abdecken können. FĂŒr die Unternehmen gilt es zu entscheiden, in welchen Bereichen sie in Zukunft eigenstĂ€ndig agieren und in welchen sie Partnerschaften eingehen wollen. So erfordert beispielsweise die Entwicklung des autonomen Fahrens Milliardeninvestitionen. FĂŒr Unternehmen, die mit eigenen Forschungs- und EntwicklungsaktivitĂ€ten nicht zu den Vorreitern aufschließen können, sind Partnerschaften oder zugelieferte Technologien von Spezialisten wie Waymo sinnvoller. Auf diese Weise ist es ihnen möglich, sich auf andere Elemente der Wertschöpfungskette zu konzentrieren, in denen sie eine echte Differenzierung und FĂŒhrungsposition erreichen können.

“Hersteller, die versuchen, ihre dominante FĂŒhrungsrolle im bisherigen AutomobilgeschĂ€ft eins zu eins auf die neue MobilitĂ€tswelt zu ĂŒbertragen, werden scheitern”, betont Bain-Partner Stricker. “Wer aber den Paradigmenwechsel schafft hin zum besten Anbieter in einzelnen Teilen der neuen MobilitĂ€tswertschöpfungskette, wird sich auch in dieser Welt als fĂŒhrender Spieler etablieren können. Dazu gehört auch, die fĂŒr sich besten Partner zu gewinnen sowie intelligente Kooperationsmodelle aufzusetzen.”

Über die Studie

Bain & Company hat in der vorliegenden Studie zum zweiten Mal nach 2013 die Einstellung von Erwachsenen in Deutschland und Österreich zu neuen MobilitĂ€tskonzepten untersucht. In einer reprĂ€sentativen Stichprobe wurden mehr als 1.700 Bewohner der Ballungsgebiete Berlin, MĂŒnchen, Rhein-Ruhr und Wien zu ihren Entscheidungskriterien bei der Wahl des Verkehrsmittels, ihrer Akzeptanz gegenĂŒber neuen MobilitĂ€tsformen, ihrer Einstellung zum Auto und ihren Erwartungen an die MobilitĂ€t der Zukunft befragt.

Bain & Company

Bain & Company ist eine der weltweit fĂŒhrenden Managementberatungen. Wir unterstĂŒtzen Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen zu Strategie, Operations, Informationstechnologie, Organisation, Private Equity, digitale Strategie und Transformation sowie M&A – und das industrie- wie lĂ€nderĂŒbergreifend. Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das KerngeschĂ€ft des Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer GrĂŒndung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer Beratungsarbeit messen. Bain unterhĂ€lt 56 BĂŒros in 36 LĂ€ndern und beschĂ€ftigt weltweit 8.000 Mitarbeiter, 900 davon im deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.

Original-Content von: Bain & Company, ĂŒbermittelt durch news aktuell

Das könnte Sie auch interessieren: