Crash-Test-Dummy kann nach Unfall obduziert werden

Crash-Test-Dummy

Eine deutsche Firma hat einen realistischeren Dummy entwickelt: Die neuartige „Puppe“ kann nach dem geplanten Unfall sogar geröntgt und obduziert werden.

(TRD/MID) – Um beurteilen zu können, wie es Fahrer und Passagieren bei einem Crash ergeht, halten bei Tests regelmĂ€ĂŸig sogenannte Dummies ihren Kopf und ihre Knochen hin. Nun hat eine deutsche Firma aus dem MĂŒnsterland einen noch realistischeren Dummy entwickelt: Die neuartige „Puppe“ kann nach dem geplanten Unfall sogar geröntgt und obduziert werden. Bei einem Crash-Test werden Fahrzeuge unter möglichst realistischen Bedingungen im wahrsten Wortsinn kontrolliert „gegen die Wand gefahren“ – und zwar so, dass Unfallforscher anschließend rekonstruieren können, was mit dem Auto, aber auch mit seinen Insassen und der Ladung bei einer Kollision geschieht. Um beurteilen zu können, wie es Fahrer und Passagieren bei einem Crash ergeht, halten bei den Tests regelmĂ€ĂŸig sogenannte Dummies ihren Kopf und ihre Knochen hin. Nun hat eine deutsche Firma aus dem MĂŒnsterland einen noch realistischeren Dummy entwickelt: Die neuartige „Puppe“ kann nach dem geplanten Unfall sogar geröntgt und obduziert werden.
„Biofidel“ nennt sich der neuartige Dummy, den die MĂŒnsteraner Firma Crashtest-Service jetzt anbietet. Die 79 Kilogramm schwere Unfallpuppe sitzt in Autos, die mit einer definierten Geschwindigkeit mehr oder weniger frontal gegen ein feststehendes Hindernis geschleudert werden, um erkennen zu können, was einem menschlichen Insassen dabei widerfahren wĂŒrde.

Quelle: Youtube

Und je genauer der Dummy dem menschlichen Körper entspricht, desto mehr und prĂ€zisere RĂŒckschlĂŒsse lassen die Crashtests auf die Praxis im Verkehrsalltag zu. Deshalb verfĂŒgt der „Biofidel“-Dummy auch ĂŒber Knochen, die brechen können, ĂŒber Sehnen und BĂ€nder, die reißen können, und ĂŒber Weichteile, die nahezu genauso verletzt werden können wie menschliche Organe. Somit lassen sich mit diesem neuen Dummy-Typ auch innere Verletzungen sehr realistisch simulieren.

Das Besondere an den Biofidel-Dummies ist also ihre ausgeprĂ€gte Vergleichbarkeit mit dem realen Menschen. Diese hohe Übereinstimmung fĂŒhrt der Hersteller auf die spezielle Konstruktionsweise der Unfallpuppe zurĂŒck. Denn bei ihr sollen sĂ€mtliche eingesetzte Materialen in ihren physikalischen Eigenschaften bestmöglich den „Bauteilen des realen Menschen“ entsprechen: Indem etwa die Dichte und Struktur der Dummy-Knochen dem menschlichen Skelett detailgetreu nachempfunden wurden.

Hierzu entwickelte Biofidel-Erfinder Michael Weyde, ein langjĂ€hriger Unfallforscher, gemeinsam mit der Hochschule fĂŒr Technik und Wirtschaft Dresden und der Technischen UniversitĂ€t Berlin Materialien, die der Zug-, Druck- und Biegefestigkeit von menschlichen Knochen entsprechen. Der Werkstoff, der am Ende der Versuche ausgewĂ€hlt wurde, wird in Formen gegossen, aus denen Dummy-Knochen hervorgehen, die jenen des Menschen sehr nahekommen.

Außerdem entwickelte der Unfallforscher mit seinen Partnern aus der Forschung fĂŒr die Biofidel-Dummies ein spezielles Silikon, mit dem sich das Gewebe von Weichteilen, Muskeln und Fett „lebensecht“ nachbilden lĂ€sst und das in seiner Verformung den menschlichen Vorbildern gleicht. UmhĂŒllt wird dieser Körpernachbau von einer sehr realitĂ€tsnahen Hautnachbildung aus einer speziellen Latex-Mischung.

Mit diesen Dummies, die dem menschlichen Körper sehr viel mehr entsprechen als bisherige, starrere Dummies aus Stahl und Kunststoffen, sollen sich kollisionsbedingte Verletzungen von Menschen deutlich realistischer nachstellen lassen. Zudem können Mediziner nach der „Obduktion“ prĂ€zisere RĂŒckschlĂŒsse auf die realen Verletzungen von Unfallbeteiligten ziehen.

Allerdings treffen auch diese Fortschritte nur fĂŒr Personen zu, die der Anatomie des sogenannten 50-Perzentil-Mannes entsprechen, die also rund 1,75 Meter groß sind und etwa 78 Kilo wiegen. Das sind die statistisch ermittelten geschlechtsspezifischen Durchschnittswerte der KörpergrĂ¶ĂŸe und des Gewichts eines mĂ€nnlichen Zeitgenossen.

Diesen Maßen entsprechen aber lĂ€ngst nicht alle MĂ€nner und schon gar nicht die Mehrheit der Frauen. Deshalb fordern Experten schon seit LĂ€ngerem, die Anatomie von Crashtest-Dummies jener von weiblichen Personen anzupassen. So soll verhindert werden, dass Frauen weiterhin bei der Weiterentwicklung der Sicherheit von Fahrzeugen benachteiligt werden. TatsĂ€chlich erleiden einschlĂ€gigen Statistiken zufolge Frauen bei UnfĂ€llen nĂ€mlich hĂ€ufiger schwere oder gar tödliche Verletzungen als MĂ€nner. Diesem Umstand wollen die Unfallforscher kĂŒnftig Rechnung tragen, indem auch der Biofidel-Dummy der weiblichen Anatomie angepasst wird.

ĂŒbermittelt durch den TRD Pressedienst

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