Notfallrettung aus der Luft mit Nightvision

München (ots) – In Senftenberg in Brandenburg wird ab sofort die Nacht zum Tag gemacht: Die Crews der bundesweit größten ADAC Luftrettungsstation fliegen künftig mit speziellen Nachtsichtbrillen auch nach Sonnenuntergang zu Notfalleinsätzen in unbekanntem Gelände. Die Brillen sind Teil eines hochmodernen “Night-Vision-Imaging-Systems”, kurz NVIS genannt.

Es ermöglicht den Piloten auch bei minimalen Lichtverhältnissen auf unbeleuchteten Plätzen zu landen, um Notfallpatienten zu versorgen. Bisher wurden solche Spezialbrillen bei der ADAC Luftrettung nur bei sogenannten Sekundäreinsätzen, sprich Verlegungstransporten von Klinik zu (Spezial-)Klinik eingesetzt. Nun werden sie dauerhaft auch bei den deutlich schwierigeren Notfalleinsätzen des ADAC Intensivtransporthubschraubers “Christoph Brandenburg” verwendet.

“Mit Notfalleinsätzen in der Nacht schlagen wir ein neues Kapitel des Rettungsdienstes aus der Luft auf”, sagt Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. “Damit verbessert sich, unabhängig von Wohnort und Uhrzeit, die notärztliche Versorgung in der Region deutlich”. Bruder plädiert für eine Ausdehnung der Betriebszeiten und damit deutlich mehr Flüge in der Dämmerung. Denn in viel zu vielen Regionen in Deutschland entschieden immer noch die Uhrzeit und der Wohnort über die schnelle lebensrettende Hilfe aus der Luft. Bisher werden Rettungshubschrauber in den meisten Städten und Gemeinden nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang eingesetzt. Wer davor oder danach in Lebensgefahr ist, dem kann aus der Luft nicht geholfen werden.

Erfahrung mit Nightvision sammelt die ADAC Luftrettung bereits seit 2011. Seither wird mit Nachtsichtbrillen bei nächtlichen Verlegungstransporten geflogen. Bei diesen Sekundärtransporten von beleuchtetem Kliniklandeplatz zu beleuchtetem Kliniklandeplatz wird die Nachtsichtbrille nur bei sicherem Geradeausflug oberhalb einer bestimmten Flughöhe benutzt. In der Endphase des Landeanfluges sowie beim Start wird sie abgesetzt.

Im Gegensatz zu Einsätzen bei Tag besteht die Crew eines Rettungshubschraubers bei Nacht aus zwei statt nur einem Piloten sowie einem Notarzt und einem Notfallsanitäter (TC HEMS). Koordiniert werden die Einsätze der Station Senftenberg von der Integrierten Regionalleitstelle Lausitz und der koordinierenden Stelle für Verlegungsflüge des Landes Brandenburg in Cottbus. Der erste Nachteinsatz führte “Christoph Brandenburg” in den Landkreis Spreewald, rund 80 Kilometer südlich von Berlin, zu einer lebensbedrohlichen Blutung.

Bei so einem Notfalleinsatz wird der komplette Landeanflug an einem unbeleuchteten Landeplatz in der Nähe des Notfallortes mit Nachtsichtbrillen durchgeführt. Die rund 11.000 Euro teuren Brillen funktionieren nach dem Prinzip der Restlichtverstärkung und bilden mit dem Cockpit und dem Helm ein aufeinander abgestimmtes Nachtflugsystem. So können Piloten auch bei minimalen Lichtverhältnissen an Unfallorten landen, deren Geländebesonderheiten mit bloßem Auge und Scheinwerferlicht nicht erkennbar und Landungen entsprechend zu gefährlich wären.

Am Standort Senftenberg hat die ADAC Luftrettung mit “Christoph 33” seit 1991 einen Rettungshubschrauber sowie mit “Christoph Brandenburg” seit 1994 einen Intensivtransporthubschrauber stationiert. Mit diesen zwei Hubschraubern und elf Piloten ist die Station die größte der 36 ADAC Luftrettungsstationen. “Christoph Brandenburg” (Typ H145) und “Christoph 33” (Typ EC135) kamen 2017 auf zusammen mehr als 2.800 oft lebensrettende Einsätze.

Über die ADAC Luftrettung gGmbH:

Mit mehr als 50 Rettungshubschraubern und 36 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas. Seit 2017 gehört sie zur gemeinnützigen ADAC Stiftung. Die ADAC Rettungshubschrauber gehören zum deutschen Rettungsdienstsystem und werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle. “Gegen die Zeit und für das Leben” lautet der Leitsatz der ADAC Luftrettung gGmbH. Denn gerade bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen gilt: Je schneller der Patient in eine geeignete Klinik transportiert oder vor Ort vom Notarzt versorgt wird, desto besser sind seine Überlebenschancen bzw. seine Rekonvaleszenz.

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